Die Wahrheit: Squash – Spiegel des Lebens

Sportgewordener Gottesbeweis: Höchste Zeit, die frohe Squash-Kunde zu verbreiten und dem künftigen Nationalsport zu Ruhm zu verhelfen.

Abgetan als verflossene Trend­sport­art, gilt Squash heute als Schmuddelkind des sportiven Zeitvertreibs. Haftet ihm doch das Image des Hobbys schmieriger Karrieristen und scharwenzelnder Agenturkasper an, die zwischen Überstundenende und Feierabend-Smoothie noch dem Vorgesetzten beim Schlägerschwingen näherkommen wollen. Vergessen wird dabei, was Squash der Menschheit bringen kann und bereits gebracht hat.

Das Schöne am Squash (von to squash = zerdrücken, zerquetschen, zermalmen) ist, dass es dabei nicht ums Gewinnen geht, sondern einzig darum, den Gegner geistig und körperlich auszulöschen. In einer Partie Squash spiegelt sich das Dasein, begegnet die Holdseligkeit menschlicher Ambition der Unverhandelbarkeit physikalischer Gesetze, geht es um stetes Sich­um­orientieren, ums Entfleuchen und Attackieren. Es geht um die Akzeptanz der Tatsache, dass, egal wie wuchtig und egal wohin man seine Sorgen (sprich den Ball) auch von sich schmettert, sie immer wieder zurückkehren und irgendein Depp einem den Ball (sprich die Sorgen) abermals um die Ohren jagt.

Aber wer hat Squash eigentlich ersonnen, durch wen hat Gott dieses vorzügliche Vergnügen in die Welt gesandt? Mitte des 19. Jahrhunderts stellte sich ein kluger, namentlich leider nicht bekannter Mensch in England die Frage: Will ich auch so ein abgehalfterter Versager wie alle anderen bleiben oder endlich Bälle mit roher Gewalt gegen die Wand dreschen? Fortan war der Squash-Hype real. Den ersten gescheiten Squash-Court auf deutschem Boden errichtete der Siemens-Konzern – bis heute das einzige Verdienst des Naziprofiteurs.

Seither hat Squash (von squash = Speisekürbis sprich: ­Cucurbita maxima) den Alltag der leider immer weniger werdenden Kenner bereichert. Etwa in der Küche: Jeder weiß, dass Nudeln erst dann Power geben und bekömmlich werden, wenn man sie nach dem Kochen nicht mithilfe eines profanen Siebs, sondern der Saiten des Squash-Schlägers abtropfen lässt. Ein weiteres Exempel aus der Praxis – wer Einbrecher mit einem Baseballschläger verjagt, wird sie los, wer aber einen Squashschläger verwendet, resozialisiert die Halunken umgehend.

Höchste Zeit also, die frohe Squash-Kunde zu verbreiten und dem künftigen Nationalsport zu altem Ruhm zu verhelfen. Schleppen Sie die Schwiegereltern in den Court, kaufen Sie Ihren Kindern anstelle eines Fidget-Spinners einen Squash-Schläger und führen Sie ihnen so vor die halbwüchsigen Augen, dass sich im Leben eben nicht alles um einen selbst dreht. Ab und an kriegt man halt einen mit 200 Sachen abgefeuerten Gummiball mitten in die in der Folge endgültig entstellte Visage gepfeffert.

Nur so kann der sportgewordene Gottesbeweis und Hochkultur-Indikator Squash wieder das werden, was zu sein ihm gebührt, nämlich essenzieller Teil des gesellschaftlichen Miteinanders, Bote brutaler, aber uneingeschränkter Brüderlichkeit, Säule des durch Squash erst möglichen Weltfriedens.

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