Luxemburg geht leer aus

Vorkauf Haus in der Zossener Straße vor Spekulation geschützt

Ein „historisches Wahrzeichen“ in Kreuzberg im „Herzen der derzeitigen kulturellen Renaissance der Stadt“ – so ist ein Wohnhaus in der Zossener Straße 18 auf der Website der Immobilienfirma Knightsbridge Properties mit Sitz in New York beschrieben. Behalten wollten die US-Amerikaner das errichtete Gebäude dennoch nicht – und verkauften es im Juni für 4,4 Millionen Euro an eine luxemburgische Briefkastenfirma.

Doch das Geschäft ist geplatzt. Erneut hat der Bezirk sein Vorkaufsrecht im Milieuschutzgebiet genutzt; die Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) wird das Haus erwerben. Den Mietern der 17 Wohnungen und drei Gewerbeeinheiten drohen nun weder Luxussanierungen noch die Umwandlung in Eigentum. Dabei hatten WBM und Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) aufgrund des hohen Preises schon abgesagt.

Durch die Bereitschaft der Mieter, „leichte, sozialverträgliche Mieterhöhungen“ in Kauf zu nehmen, der Genehmigung des Dachgeschossausbaus und einer geplanten Neubelegung freier Wohnungen durch soziale Trägerwohnungen, der Nettokaltmietenfaktor von 28 auf 26,5 Jahre gedrückt worden. Das ist die Dauer, nach der sich der Kaufpreis mit den aktuellen Mieten amortisiert. Ohne Spekulationsaufschlag liegt dieser Wert normalerweise unter 20.

Das Haus ist das fünfte für das der Bezirk das Vorkaufsrecht zieht. Erneut traf es die Luxemburger Firma, die schon zuletzt in der Falckensteinstraße 33 das Nachsehen hatte. Die stets Berlins Baupolitik kritisch gegenüberstehende Initiative Bizim Kiez twitterte: „So können wir weitermachen Florian Schmidt!“. Der Stadtrat hatte die Mieter zu einem Vernetzungstreffen eingeladen. Dort verständigten sich diese auf das freiwillige Angebot einer Erhöhung ihrer Mieten.

Der taz sagte Schmidt, dass auf jede Wohnung, die durch das Vorkaufsrecht zurück in öffentliches Eigentum überführt wird, zwei bis drei Wohnungen kommen, in denen Käufer den Vorkauf des Bezirkes abwenden, indem sie sich den Zielen des sozialen Wohnungsmarktes verpflichten. Zusammen mit dem Zentrum Kreuzberg seien 2017 bereits über 500 Wohnungen und mehr als 100 Gewerbeeinheiten gesichert worden.

Erik Peter