Daddeln auf dem Pausenhof

Bildung Die Oberschule Findorff hat die Verbannung des Smartphones aufgehoben. Gemeinsam mit der Schülerschaft wurden Regeln erarbeitet

„Wir mussten in diesem Jahr erst zwei Handys einkassieren“

Uwe Lütjen, Schulleiter

Einige Jugendliche nutzen Smartphones für Cybermobbing im Schulumfeld, andere SchülerInnen lassen sich durch die Technik vom Unterricht ablenken. Auch deshalb galt an der Oberschule Findorff seit 2007 ein striktes Smartphone-Verbot. In einem gemeinsam Pilotprojekt der Bremischen Landesmedienanstalt, dem ServiceBureau Jugendinformation und der Oberschule Findorff wurde die Smartphone-Verbannung jetzt aufgehoben. Die Projekt-Kosten lagen bei rund 2.000 Euro.

„Ich erinnere mich noch sehr genau, wie wir anfangs für die Idee in der Öffentlichkeit verhauen wurden, und jetzt sind wir sehr stolz auf das Ergebnis“, sagt Cornelia Holsten, Direktorin der Bremischen Landesmedienanstalt. In insgesamt 33 verschieden Workshops haben die SchülerInnen gemeinsam mit ReferentInnen klare Regeln für die Smartphone-Nutzung an der Schule erarbeitet. Dabei herausgekommen sind – auf Initiative der Jugendlichen – Smartphon-freie Zonen wie beispielsweise die Schulmensa und ein festgelegtes Nutzungs-Areal auf dem Pausenhof.

Um Cybermobbing auf dem Schulgelände zu verhindern, einigten sich die SchülerInnen darauf, niemanden ungefragt zu fotografieren. Persönlichkeitsrechte seien ein großes Thema unter den Jugendlichen, so Holsten. „Natürlich gibt es kein Allheilmittel gegen Cybermobbing“, sagt sie. Die Schule erhofft sich, dass Verunglimpfungen in sozialen Netzwerken durch die aufklärenden Workshops abnehmen.

„Bisher mussten in diesem Schuljahr erst zwei Handys einkassiert werden“, sagt Schulleiter Uwe Lütjen. Dies sei eine deutlich bessere Bilanz als im Vorjahr. Nicht nur der generelle Umgang mit Smartphones während der Pause soll sich ändern. In Zukunft will Lütjen diese auch noch sinnvoller in den Unterricht integrieren. „Smartphones wollen wir bei Messungen im Physikunterricht, als Vokabeltrainer oder als Lexikon einsetzen.“

„Es geht darum, dass jetzt auch an weiteren Bremer Schulen diese Diskussion geführt wird“, sagt Bildungssenatorin Claudia Bogedan (SPD). Das Interesse sei bereits von mehreren Schulen bekundet worden, so die Bildungssenatorin. Sie ist überzeugt, dass es „richtig“ ist, Smartphones nicht pauschal aus Schulen zu verbannen.

Für Lütjen spielt der Umgang mit dem Smartphone auch mit Blick auf Studium und Beruf eine große Rolle. Die Politik fordert er auf, mehr Geld in Projekte zur Digitalisierung in der Bildung zu investieren. pni