Zensur im Internet

China und Russland schränken die Kommunikation über VPN-Tunnel ein. Das zeigt, wie wichtig diese Technik ist – auch in Deutschland

Licht am Ende des Tunnels

Sicherheit Was ein VPN-Tunnel kann und warum er wichtig ist – auch beim Surfen im Café um die Ecke

BERLIN taz | Einmal klicken oder oder auf die Smartphone-App tapsen, und schon surft man durch den Tunnel. Ist ein VPN – also ein Virtuelles Privates Netzwerk – aktiviert, wird der gesamte Internetverkehr durch einen verschlüsselten Tunnel zum Server des VPN-Anbieters geleitet und erst von dort zum Ziel. Ich surfe also mit einer neuen IP-Adresse, die nicht ohne Weiteres auf mich zurückverfolgt werden kann. Weder der Internetprovider noch der Betreiber der besuchten Webseite sehen, wer ich bin und was ich mache. Weil der Tunnel so aussieht wie normaler Internettraffic, ist es schwierig, die VPN-Nutzung technisch zu unterbinden.

Arbeitnehmer nutzen einen VPN, um virtuell in ihrem Firmennetzwerk zu surfen, auf das sie außerhalb des Büros sonst keinen Zugriff hätten. In fremden Netzwerken, etwa in einem Café oder Hotel, sollte man immer einen VPN einschalten. Denn der Betreiber des WLAN braucht kein gewiefter Hacker zu sein, um ansonsten mitlesen zu können, wo ich mich online so herumtreibe. Je nach Einstellung des Netzwerkes könnte das sogar der Mensch am Nebentisch tun, der scheinbar harmlos vor seinem Rechner sitzt und im selben WLAN surft.

Auf Auslandsreisen ist ein VPN besonders wichtig, weil in manchen Ländern gezielt Internetnutzer ausspioniert werden. Auch praktische Gründe sprechen dafür: Geblockte Seiten funktionieren sonst nicht, etwa Facebook oder Twitter in Iran.

Im Vergleich zu anderen ­Anonymisierungsdiensten wie dem noch sichereren Tor-Netzwerk kann man mit einem VPN in voller Geschwindigkeit surfen. Dieser Aspekt ist entscheidend, wenn man Inhalte streamen will, die offiziell nur in einem anderen Land verfügbar sind. Auch dafür nutzen viele einen VPN-Tunnel: Sie wollen in Deutschland eine Serie schauen, die nur in den USA verfügbar ist, oder in Spanien ein Fußballspiel, das der Sender aus Rechtegründen nur in Deutschland zeigen darf. Um dieses sogenannte Geoblocking zu umgehen, tut es im Grunde jeder VPN-Anbieter, auch ein kostenloser.

Wer einen VPN für sensible Dinge nutzen will, muss bei der Wahl des Anbieters mehr Sorgfalt walten lassen und im Zweifel auch ein paar Euro im Monat dafür bezahlen. Denn wer all seinen Internetverkehr über den Server einer Firma umleitet, muss dieser voll vertrauen können. Nichts wäre schlimmer, als wenn der Anbieter selbst leichtfertig mit den Daten umgeht oder sie bewusst abgreift und speichert – und sie sogar an Dritte weitergibt.

Manche Anbieter suchen sich als Standort gezielt ein Land, das sie für möglichst sicher halten, was Datenschutz und strafrechtliche Grundlagen angeht, und versprechen, keine Nutzerdaten zu speichern. Sebastian Erb