Gemeinsame Vorfahren von Mensch und Schimpanse

Anthropologie Ein 13 Millionen Jahre alter Schädel belegt den Ursprung von Menschenaffen und Menschen in Afrika. Der in Kenia gefundene zitronengroße Affenschädel gibt auch Aufschluss über das Aussehen der gemeinsamen Vorfahren

LEIPZIG afp | Ein in Kenia entdeckter, gut erhaltener fossiler Affenschädel gibt Aufschluss darüber, wie der gemeinsame Vorfahr der heute lebenden Menschenaffen und Menschen ausgesehen haben könnte. Der Fund gehört zu einem Affenjungen, das vor 13 Millionen Jahren lebte, wie das Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig mitteilte.

Nach Ansicht der Forscher belegt der Fund auch den Ursprung von Menschenaffen und Menschen in Afrika. Die Menschen sind am nächsten mit heute lebenden Menschenaffenarten wie Schimpansen, Gorillas, Orang-Utans und Gibbons verwandt. Der gemeinsame Vorfahr von Mensch und Schimpanse lebte vor etwa sechs bis sieben Millionen Jahren in Afrika. Viele spektakuläre Fossilfunde zeigen, wie sich die Menschen seitdem entwickelten. Im Gegensatz dazu ist wenig bekannt über die Entwicklung der gemeinsamen Vorfahren vor mehr als zehn Millionen Jahren.

Bei den bisher gefundenen Fossilien handelt es sich überwiegend um einzelne Zähne und Teile von Kieferknochen. 2014 fand der kenianische Fossiliensammler John Ekusi in 13 Millionen Jahre alten Gesteinsschichten westlich des Turkana-Sees im Norden Kenias den Schädel eines Jungtiers. Zugleich sei dies der bisher am vollständigsten erhaltene Schädel eines ausgestorbenen Menschenaffen. Mit Hilfe von 3-D-Röntgenbildern konnte ein internationales Forscherteam Hirnhöhle, Innenohr und die noch nicht durchgebrochenen bleibenden Zähne sichtbar machen. So fanden die Experten unter anderem heraus, dass das Junge etwa ein Jahr und vier Monate alt war, als es starb. Das Fossil bekam den Namen Alesi.

Alesis Schädel ist demnach etwa so groß wie eine Zitrone, und mit seiner besonders kleinen Schnauze sieht er eher aus wie ein Gibbon-Baby. Dass die neue Art sich nicht „gibbonartig“ verhielt, konnten die Forscher anhand einer Untersuchung des Gleichgewichtsorgans innerhalb des Innenohrs belegen. Gibbons sind für ihr schnelles und akrobatisches Verhalten in Bäumen bekannt. Das Innenohr von Alesi zeigt demnach aber, dass sich das Tier vorsichtiger fortbewegt haben muss. „Nyanzapithecus alesi gehörte einer Gruppe von Primaten an, die bereits seit mehr als zehn Millionen Jahren in Afrika leben“, erklärte der Erstautor der Studie, Isaiah Nengo, von der Stony Brook University in Kenia. Die Entdeckung von Alesi zeige, „dass diese Gruppe dem Ursprung heute lebender Menschenaffen und Menschen sehr nahe war und dass dieser Ursprung afrikanisch war“.