Rassismus verhindern 2.0

Propaganda Nach Char-lottesville wird ein antifaschistischer Film von 1943 wieder aktuell

Don’t be a sucker! Ein Lebensmotto für allezeit Screenshot: YouTube

Nachdem am Samstag mehrere Tausend Rechte in Charlottesville demonstrierten und eine Gegendemonstrantin getötet wurde, fühlen sich einige an den Nationalsozialismus ­erinnert. Twitter-Nutzer*innen greifen auf einen Propagandafilm des US-Kriegsministeriums von 1943 zurück, der die US-amerikanische Bevölkerung vor der Denkweise der Nazis warnen sollte. Am Sonntagmorgen teilte Michael Oman-Reagan einen Ausschnitt des Kurzfilms „Don’t Be a Sucker“ auf Twitter. „Antifaschistisches Video des US-Militärs […], das Bürgern beibringt, wie man nicht auf Menschen wie Trump hereinfällt, ist wieder relevant“, schreibt er. Der Beitrag wurde über hunderttausendmal geteilt.

In dem Videoausschnitt sieht man einen Mann, der zu einer Gruppe anderer Männer spricht. „Ich sehe Schwarze, die Jobs haben, die mir und dir gehören“, schreit er. „Wenn wir das weiter zulassen, was passiert mit uns echten Amerikanern?“

Zwei Zuhörende kommen ins Gespräch. „Ich habe solche Reden schon gehört, aber ich habe nie erwartet, sie in Amerika zu hören“, sagt ein älterer Mann mit Brille. Sein jüngerer Gesprächspartner scheint dem Redner zugetan, bis dieser sagt: „Wir werden dieses Land nicht unser eigenes nennen können, bis es ein Land ohne ist. Ohne was? Ohne Schwarze, ohne fremde Ausländer, ohne Katholiken, ohne Freimaurer.“ Da schaut der junge Zuhörer auf. Freimaurer? Das ist er doch selbst: „Der Typ redet über mich!“ Belehrend antwortet ihm der ältere Herr: „Und das macht einen Unterschied, nicht wahr?“

Im Anschluss erzählt der Herr, ursprünglich aus Ungarn und nun US-amerikanischer Staatsbürger, dass er solche Reden schon in Berlin erlebt habe. „Aber ich war damals ein Narr. Ich dachte, Nazis seien Verrückte, dumme Fanatiker. Leider war es nicht so“, erzählt er. „Sie wussten, dass sie kein vereintes Land erobern könnten, also haben sie Deutschland in kleine Gruppen aufgespalten. Sie haben Vorurteile als Waffen benutzt, um das Land lahmzulegen.“

An dieser Stelle endet der Clip auf Twitter. Im originalen Kurzfilm geht es mit der Geschichte der NSDAP in Deutschland weiter. Man sieht einen Nazi, der zu deutschen Männern spricht. Polizisten, die einen jüdischen Ladenbesitzer verprügeln und einen katholischen Pfarrer abführen. Bilder von Hitler.

Am Ende des Kurzfilms belehrt der ältere Mann den jüngeren noch einmal: „Hier haben wir persönliche Freiheit. Das sind nicht nur schöne Worte. Es ist eine praktische, unbezahlbare Lebensweise. Aber wir müssen daran arbeiten. Wir müssen jedermanns Freiheit beschützen, oder wir verlieren unsere eigene.“ Belinda Grasnick