Portrait
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Wird US-Botschafter in Deutschland: Richard Grenell Foto: imago

Schwuler Falke nach Berlin

Für Richard Grenell dürfte es keine Überraschung gewesen sein, dass ihn Donald Trump mit einem wichtigen Posten bedacht hat. Der 50-Jährige hatte den Präsidentschaftskandidaten Trump schon unterstützt, als viele seiner republikanischen Parteikollegen noch zögerten. Nun darf Grenell für seinen Präsidenten einen ebenso wichtigen wie schwierigen Job antreten: Als neuer US-Botschafter in Berlin muss er den ramponierten deutsch-amerikanischen Beziehungen neues Leben einhauchen.

Nimmt man Trumps bisheriges Handeln im Weißen Haus zum Maßstab – Muslim-Bann, Austritt aus dem Pariser Klimagipfel, die halbherzige Verurteilung der US-Rassisten von Charlottesville – Grenell wird alle Hände voll zu tun haben, um seinen Chef bei Gesprächen im Kanzleramt zu verteidigen.

Dabei dürfte dem Republikaner zugute kommen, dass er sich seit vielen Jahren als Diplomat und PR-Berater auf internationalem Parkett bewegt. Unter Präsident George W. Bush war Grenell von 2001 bis 2008 Sprecher des US-Botschafters bei den Vereinten Nationen. 2010 gründete er ein weltweit agierendes PR-Unternehmen. Zu seinen Kunden zählt Grenell nach eigenen Angaben Personen aus Europa, China und Iran.

Als Diplomat in New York oder später auch als Fernsehkommentator bei CBS News oder CNN ist Grenell als Falke aufgefallen, als Hardliner in der US-Außenpolitik. Den Atomdeal mit dem Iran etwa, den noch Trumps Amtsvorgänger Barack Obama abgeschlossen hatte, bezeichnete Grenell Anfang 2016 als „gefährlich für alle Amerikaner“. Ähnlich hat es auch Trump im Wahlkampf formuliert. Und wie Trump nutzt auch der neue Botschafter für seine politischen Botschaften sehr gern – Twitter. Auch, um die aus seiner Sicht unfaire Berichterstattung der US-Medien über den Präsidenten anzuprangern. Kein Wunder, dass Trump einen Botschafter nominiert, der seine außenpolitische Härte schätzt und der Journalisten, die ihn – Trump – kritisieren, ihre berufliche Eignung abstreitet.

Trotz dieser Nähe sorgt die Ernennung Grenells weltweit für Überraschung – und für Ärger in den USA: Der politisch Konservative ist privat für viele Gleichgesinnte zu liberal. Grenell lebt seit 14 Jahren mit seinem Partner zusammen und macht in der Öffentlichkeit keinen Hehl daraus, schwul zu sein. 2013 beteiligte er sich an einer Klage vor dem obersten Gericht, um die Homo-Ehe in seinem Bundesstaat durchzusetzen.

Grenell wäre der erste offen schwule Mitarbeiter Trumps. So könnte der neue Botschafter noch ein ganz schiefes Bild in Berlin verbreiten: dass Trump hierzulande noch als progressiv durchgeht. Ralf Pauli