Der Rechtsausleger

DUELLAggressiv, AfDoid und ahnungsarm: Der Sieger des TV-Duells stand schon vor Beginn fest: Groß- und Opferjournalist Claus Strunz

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Die Schlacht ist geschlagen. Sie war alles andere als blutig. Sie ist ausgegangen, wie es erwartet wurde. Minuten nach den Schlussstatements der Kandidaten war klar, wer die Siegerin war. Ein anderer Sieger des Duells stand schon fest, bevor die erste Frage gestellt war: Claus Strunz. Der Großjournalist, der mal Chefredakteur der Bild am Sonntagund dann desHamburger Abendblattswar, ist einer der aus der Opferrolle derjenigen argumentiert, die angeblich keinen Widerhall finden in dem, was man gemeinhin „die Medien“ nennt. ProSiebenSat.1 hatte ihn als Frager in die Runde geschickt. Normalerweise redet er bei den Privatsendern in einem Frühstücksfernsehenformat, das „Klartext“ heißt, den Leuten nach dem Mund, die glauben, dass ihnen von „den Medien“ etwas verschwiegen wird.

Mit dieser Opferhaltung hat er es nun nach ganz oben in „die Medien“ geschafft. Strunz weiß genau, wie man diese ganz spezielle Art Opferjournalismus macht. Er verkürzt Zitate, stellt Zahlen in einen Zusammenhang, in den sie nicht gehören, um eine Agenda nach vorne zu treiben, die anschlussfähig nach rechts außen ist.

Am Sonntagabend hat er bewiesen, was er kann. Und die anderen am Tisch? Sandra Maischberger, Maybrit Illner und Peter Kloeppel, die haben mitgespielt. Ist ihnen nicht aufgefallen, dass da einer ein übles Spiel mit ihnen treibt? Oder haben sie Angst, in der nächsten „Klartext“-Kolumne von Strunz als typische Vertreter „der Medien“ in die Mangel genommen zu werden? Am Ende hatten alle ModeratorInnen auf die eine oder andere Weise gefragt, wie man wohl die Migranten am besten wieder loswerden könnte.

Schlimm genug, dass einer wie Strunz überhaupt an den Tisch der Fragenden gelangt ist. Das zeigt, wie sehr die Medienrepublik Deutschland in den vergangenen vier Jahren nach rechts gerückt ist. Dass er das Duell dann derart dominiert hat, sollte allen, die an das Ideal einer offenen Gesellschaft glauben, Angst machen.

Was gab es für eine Aufregung, als vor vier Jahren Showfuzzi Stefan Raab in den Kreis der Fragesteller beim Kandidatenduell aufgenommen wurde? Schöne Zeiten waren das. Andreas Rüttenauer