Schon wieder verwählt

Skandal Northeim in Niedersachsen stimmt über die Abwahl des zweiten Bürgermeisters in Folge ab

GÖTTINGEN taz | Die Stadt Northeim in Niedersachsen hat kein Glück mit ihren Bürgermeistern: 2013 trat der SPD-Mann Harald Kühle nach einem Skandal zurück, jetzt bekommt auch Kühles parteiloser Nachfolger Hans-Erich Tannhäuser ein Abwahlverfahren, wie der Stadtrat am Freitagabend beschloss.

Zahlreiche Mitarbeiter werfen ihm Mobbing vor. „Herr Tannhäuser macht schwerwiegende Fehler zum Nachteil der Stadt“, heißt es in dem Beschluss. Außerdem sei er für das Amt „menschlich nicht geeignet“. Parallel zur Landtagswahl müssen die Northeimer am 15. Oktober nun darüber entscheiden, ob der 57-Jährige im Amt bleibt.

Tannhäuser war 2013 überraschend als Parteiloser zum Bürgermeister gewählt worden. Als eines seiner Hauptziele nannte er eine „wertschätzende Personalführung“. Doch schnell häuften sich in der Stadtverwaltung Beschwerden über ihn. Auf Forderung des Stadtrats besuchte Tannhäuser ein Seminar in Personalführung, aber die Beschwerden gingen weiter. In den vergangenen drei Jahren sollen elf Führungskräfte die Stadtverwaltung verlassen haben.

Ende 2016 erstatteten die Fraktionen von SPD, CDU und Grünen Strafanzeigen gegen Tannhäuser wegen Urkundenunterdrückung und Falschaussagen. Die CDU-Fraktionsvorsitzende zeigte Tannhäuser an, weil er sie als „Wasch- und Bügelfrau der CDU“ bezeichnet haben soll.

Eine Abwahl Tannhäusers käme die Stadt teuer zu stehen. Bis zum Ende seiner Amtszeit 2021 stünden dem Bürgermeister noch rund 300.000 Euro zu.

Reimar Paul