Nigeria
: Freunde bleiben

Die Stimme aus dem Ausland

von Yanwaidi E. ZwahuFreier Journalist, Kaduna

Der erste außerafrikanische Staatsbesuch des nigerianischen Präsidenten Muhammadu Buhari führte ihn im Mai 2015 nach Deutschland, ein weiterer folgte 2016. Schon die Rückkehr der Demokratie nach Nigeria 1999 hatte frischen Wind in die deutsch-nigerianischen Beziehungen gebracht. Angela Merkels Nigeria-Besuch 2011 bestärkte dieses gute Verhältnis weiter, das sich seither in wirtschaftlicher, entwicklungspolitischer und kultureller Zusammenarbeit äußert.

All das hat Merkel zu einer der beliebtesten, wenn nicht gar der beliebtesten europäischen Staatschefin in Nigeria gemacht. Deutschlands Bereitschaft, Nigeria im Kampf gegen Islamisten im Nordosten des Landes auch militärisch zu unterstützen, ist sehr wichtig. Auch deshalb beobachten die Nigerianer die politischen Entwicklungen in Deutschland und besonders die kommenden Wahlen mit großem Interesse.

In Nigeria wie in anderen Schwellenländern sind Wahlen viel angespannter. Das liegt an dem Verhalten der Politiker, aber auch an vielen sozioökonomischen und anderen Faktoren. Die Politik am Rande des Abgrunds, die in Nigeria vor den Wahlen 2015 gemacht wurde, will niemand wieder erleben. In Kenia, hier ganz in der Nähe, wurde die Präsidentschaftswahl im letzten August vom Verfassungsgericht wegen zu vieler Regelverstöße abgesagt. Wählen ist hierzulande mit riesiger Aufregung verbunden, aber auch stets mit düsteren Vorahnungen – können die Konsequenzen doch nicht nur hässlich, sondern schnell auch tödlich sein. Vor diesem Hintergrund wird die deutsche Politik mit sehnsüchtiger Bewunderung, gar Neid betrachtet: Sie ist einfach viel weiter entwickelt, und Wahlen gehen friedlich vonstatten.

Besonders jetzt, da Nigeria mit einer immer hartnäckigeren islamistischen Bedrohung kämpft, braucht das Land jede Unterstützung, die es nur kriegen kann. Aber nicht nur da ist Deutschland ein wichtiger Partner: Nigerias Jugend hat enormes Potenzial. Gut, dass es Organisationen wie die GIZ gibt, die in technischen Bereichen Kooperationen aufbaut. Auch deshalb ist es wünschenswert, dass die guten Beziehungen zu Deutschland nicht enden – egal wer die Bundestagswahl gewinnt.

Schließlich haben nicht zuletzt die Terroranschläge der letzten Zeit überall in Europa die Wahrnehmung auf das Thema Einwanderung gelenkt. Die steigende Anzahl von Menschen, die vor Krieg und Krisen besonders im Nahen Osten fliehen, hat die Deutschen entlang teils radikaler Konfliktlinien gegeneinander aufgerieben. Die deutsche Politik muss sich überlegen, wie sie diesen Ängsten begegnet. Aber auch denen, die nach Deutschland kommen, muss klar sein: Nur durch aufrichtige Integration wird die Gesellschaft sie akzeptieren.

Übersetzung: Johanna Roth