1.900 Jobs bei Air Berlin in Gefahr

BERLIN taz | Bei der insolventen Fluggesellschaft Air Berlin müssen sich etwa 400 Piloten, 800 Kabinenbeschäftigte und 700 Techniker ernsthafte Sorgen um ihre Arbeitsplätze machen. Für diese zeichnete sich bis Freitag keine Lösung in den Verhandlungen um die Übernahme ab. Am Donnerstag hatte der Gläubigerausschuss entschieden, mit Lufthansa und Easyjet und nun eventuell auch mit Condor weiterzuverhandeln, welche Teile von Air Berlin überleben.

Kommt es so, haben der Marktführer Lufthansa, das SPD-geführte Bundeswirtschaftsministerium und die Gewerkschaft Verdi ein wesentliches Ziel erreicht. Es sei ein „gutes Zeichen“, dass alle drei Unternehmen „gute Tarifverträge und eine gute Mitbestimmungskultur“ hätten, sagte Verdi-Vorstandsmitglied Christine Behle. Flugunternehmer Hans Rudolf Wöhrl, der Air Berlin komplett übernehmen will, zeigte sich dagegen „entsetzt“. „Zu keinem Zeitpunkt ist ernsthaft eine andere Lösung als die Zerschlagung und die Zuteilung der Fragmente an Lufthansa und einige weitere Bieter“ verfolgt worden, so Wöhrl.

Lufthansa und ihre Tochter Eurowings wollen offenbar bis zu 78 der 144 Flugzeuge samt Besatzungen aus der Konkursmasse übernehmen. Bald schon könne man vermutlich bis zu 3.000 neue Mitarbeiter begrüßen, sagte Lufthansa-Chef Spohr.

Geringere Gehälter

Derzeit beschäftigt Deutschlands zweitgrößte Airline rund 8.000 Personen. Die etwa 400 Piloten flogen bisher die Maschinen unter anderem auf den Verbindungen in die USA. Diese Air-Berlin-Strecken wollen die Bewerber nicht fortführen, sondern teilweise selbst bedienen.

Die Pilotenvereinigung Cockpit versucht dennoch, für möglichst alle 1.200 Piloten eine neue Beschäftigung durchzusetzen. Ab Montag soll es dazu Verhandlungen geben. Eurowings bietet bisher nur individuelle Bewerbungen an, also meist wohl auch geringere Gehälter. Laut Cockpit liegt die Bezahlung der Piloten bei Eurowings 20 bis 40 Prozent unter dem aktuellen Niveau. Schwierig ist die Lage auch für die Air-Berlin-Technik, die die Flugzeuge wartet. Für diesen Betriebsteil und seine etwa 700 Arbeitnehmer wurde die Bieterfrist verlängert.

Hannes Koch