Strahlende Atommüllbehälter

Kontrollen im Zwischenlager Gorleben zeigen fünffache Grenzwertüberschreitung

HANNOVER taz ■ Im Zwischenlager Gorleben sind Atommüllbehälter aus dem AKW Krümmel angekommen, die von außen mit radioaktiven Partikeln kontaminiert sind. Wie das niedersächsische Umweltministerium gestern bekannt geben musste, ergab eine routinemäßige Untersuchung am Mittwoch an fünf von insgesamt acht Behältern vom Typ „Mosaik“ eine mehr als fünffache Überschreitung des Grenzwerts.

Experten hatten die radioaktiven Partikel in einer Fuge zwischen Deckel und Korpus der gusseisernen Castor-Behälter gefunden. Das ist nicht neu: Bundesumweltministerin Angela Merkel (CDU) hatte 1998 ähnlich kontaminierte Castor-Behälter zu verantworten, die schließlich zu einem Transportstopp führten – und gewaltigen Untersuchungen des Problems.

Wie damals waren auch diesmal die Castor-Behälter aus Krümmel unter Wasser im Abklingbecken beladen worden. Nach Angaben des niedersächsischen Umweltministeriums enthielten sie Teile aus dem Reaktorkern von Krümmel, so etwa Stücke von ausgetauschten Rohrleitungen.

Die Gewerbeaufsicht hatte bei der Ankunft im Zwischenlager Gorleben wie gewöhnlich nachgemessen. Der Grenzwert von 4 Becquerel pro Quadratzentimeter wurde dabei um das bis zu Fünffache überschritten. An den fünf Behältern wurden Werte von 26, 21, 16, 11 und 4,2 Becquerel gemessen. Ministeriumssprecherin Jutta Kremer-Heye betonte, dass die Behälter während der Fahrt von Krümmel nach Gorleben in geschlossenen Transportcontainern verpackt gewesen seien. Für die Bevölkerung und auch das Personal des Zwischenlagers habe daher keine Gefahr bestanden. An den Transportcontainern habe man keine Kontaminationen feststellen können.

Nach Angaben der Sprecherin befinden sich im Gorlebener Lager für schwach- und mittelaktive Abfälle, das gleich neben der Castor-Halle liegt, bereits rund 600 der 1,5 Meter hohen Mosaik-Behälter, die einen Durchmesser von etwa einem Meter haben. Bislang seien an Behältern dieses Typs noch keine Grenzwertüberschreitungen festgestellt worden, hieß es.

Den geplanten Transport von 36 weiteren Mosaik-Behältern aus Krümmel in Geesthacht nach Gorleben hat das schleswig-holsteinische Sozialministerium allerdings erst einmal gestoppt. Das Kieler Ministerium will nun die Ursache der Kontamination klären. Es ist davon auszugehen, dass sich ähnlich wie Ende der Neunzigerjahre bei den Castor-Behältern in der Fuge an den Behälterdeckeln einfach radioaktive Partikel aus dem Wasser des AKW-Abklingbeckens festgesetzt haben.

JÜRGEN VOGES