heute in hamburg
: „Kein Patent fürs Glück“

Coaching Mareile Braun spricht über dasThema „Hygge“, die dänische Gemütlichkeit

Mareile Braun

Foto: Michèle Ebert

1970 geboren, Redaktionsleiterin des Emotion-Slow-Magazins und Trainerin für pferdegestützte Coachings.

taz: Frau Braun, was ist Hygge?

Mareile Braun: „Hygge“ ist dänisch und bedeutet frei übersetzt Gemütlichkeit. Es vereint in unserem Verständnis aber viel mehr: Wohlbefinden, ein starkes Gemeinschaftsgefühl und eine Form der Entspannung, für die man sich nicht schämen muss. In Deutschland wird Genuss oft mit Faulheit gleichgesetzt. Bei den Dänen ist es eine Lebensart, es sich gut gehen zu lassen und die Dinge wertzuschätzen. Für die Dänen ist Hygge die höchste Form sozialer Geborgenheit.

Was ist Ihre Geschichte zu Hygge?

In meinem Alltag in der früheren Redaktion habe ich mich immer in einem gestreckten Galopp zwischen Headlines und Deadlines befunden. Meine Arbeit hat mir zwar Spaß gemacht. Aber ich hatte das Gefühl, das Leben rennt an mir vorbei. Also hab ich die Entscheidung getroffen, meine Festanstellung in leitender Funktion zu kündigen und mich von vielen Statussymbolen getrennt. Das war gar nicht so schmerzhaft wie gedacht. Ich arbeite jetzt nicht weniger, ich habe aber einen anderen Rhythmus und eine neue Fokussierung gefunden. Meine Arbeit ist ein wichtiger Hygge-Aspekt. Genauso wie das Landleben mit Pferd, Hund und Familie.

Die Menschen in Skandinavien sind angeblich glücklicher als anderswo. Wie kann man Glück denn messen?

Es gibt den offiziellen World Happiness Report, in dem seit Jahren die Skandinavier die glücklichsten Menschen auf der Welt darstellen. Das wird durch unterschiedliche Aspekte gemessen wie zum Beispiel Work-Life-Balance, stabile Gesundheit und langfristige Beziehungen. Das ist erst mal seltsam, weil die Skandinavier hohe Steuern und lange, dunkle Winter haben. Irgendwas scheinen sie also richtig zu machen.

Kann man Glück lernen?

Es ist vor allem ein Umdenken: Man muss Prioritäten setzen und sein Grundtempo überdenken. Dazu gibt es konkrete Übungen, in denen man in die Selbstreflexion geht, eingefahrene Verhaltensmuster durchbricht und lernt, seine Komfortzone zu verlassen. An einem Abend wird man das Patent zum Glücklichsein nicht erlangen. Aber es wird Denkimpulse geben, die jeder für sich selbst weiterentwickeln kann.

Interview: Lisa König

Coaching-Abend „Gib Deinem Leben mehr Hygge!“, 19:30 Uhr, Lululemon Hamburg Store.