Die sächsische Union wird abgestraft

Protestwähler In Crottendorf hat die AfD stark zugelegt – viele wollten der CDU, die bisher in Sachsen konkurrenzlos war, einen Denkzettel verpassen

CROTTENDORF taz | Im eher beschaulichen Crottendorf, mitten im Erzgebirge gelegen, lag die Wahlbeteiligung bei erstaunlich hohen 80,4 Prozent. Im Wahllokal, beim Auszählen der Stimmen, stellte sich zwar keine Überraschung, aber doch eine ernüchternde Stimmung ein. Die AfD konnte auch hier stark zulegen: 28,5 Prozent gingen an den Direktkandidaten, der selbst nur einmal im Dorf zu Besuch war – die wenigsten WählerInnen haben ihn an diesem Tag kennengelernt.

Mit der Zweitstimme landete sie mit 26,3 Prozent, weit aufgerückt zur CDU, auf Platz zwei. Dabei war die CDU in Sachsen immer ohne Konkurrenz. Übervater Kurt Biedenkopf brachte dem Osten nach der Wende das nötige Selbstbewusstsein. Nun muss sich die CDU mit dem zweiten Platz zufrieden geben, denn Sachsen geht an die AfD.

Für viele liegt das Problem bei der CDU: Die habe rechts der Mitte zu viel Platz gelassen, die ProtestwählerInnen hätten nun eben einen Denkzettel hinterlassen. Bürgermeister Sebastian Martin, parteilos, der seine Stimme selbst der FDP gab, warnt vor Panik und Hysterie, denn die bringe doch nun auch keinen weiter: „Die, die am lautesten schreien, müssen doch jetzt erst einmal beweisen, dass sie mehr können als nur laut sein.“ Über die typischen Dunkeldeutschland- und Ost-WestDebatten freut sich hier niemand. Und, so Martin: „Viele hier haben nur in der AfD ihre Chance gesehen, zu sagen, dass ihnen etwas nicht passt – auch gegen die CDU. Auch wenn das Ergebnis nicht überrascht, der Stapel an AfD-Stimmen hinterlässt aber ein seltsames Gefühl.“ Eine einzige Stimme ging dieses Jahr an die MLPD. Ob aus jahrelanger Überzeugung oder Protest, bleibt dahingestellt. Die nächste Zeit wird zeigen, ob es die Argumente der Alternative oder eben doch die Frustrationen über die sächsische Union waren – denen wird spätestens nach ihrem ersten Verlust seit der Wende deutlich, dass ihr Sachsen eben auch ihre Aufmerksamkeit braucht.

Malaika Rivuzumwami