Kommentar Alternativer Nobelpreis: Anbiederung stoppen

Die aserbaidschanische Journalistin Khadija Ismayilova bekommt den Alternativen Nobelpreis. Damit einher geht eine doppelte Botschaft.

Khadija Ismayilova sitzt in schwarzem T-Shirt vor einer prunkvollen Mahagoni-Wand

Widersetzt sich allen Schikanen: die Journalistin Khadija Ismayilova Foto: dpa

Die Auszeichnung der aserbaidschanischen Investigativjournalistin Khadija Ismayilova mit dem diesjährigen Alternativen Nobelpreis, den sie sich mit drei anderen Menschenrechtsaktivisten teilt, ist endlich einmal eine gute Nachricht. Denn damit erfahren der Mut und das Engagement einer Frau Wertschätzung, die seit Jahren darum bemüht ist, die korrupten Machenschaften des herrschenden Clans von Staatspräsident Ilham Alijew aufzudecken und öffentlich zu machen.

Der Preis, den Ismayilova dafür bislang gezahlt hat, war und ist hoch: Eine beispiellose Schmutzkampagne mit schlüpfrigen Sexvideos aus ihrem Schlafzimmer, eine absurde Anklage wegen Steuerhinterziehung und Machtmissbrauchs, die geradewegs ins Gefängnis führte.

Jetzt ist Ismayilova zwar auf freiem Fuß, darf aber das Land nicht verlassen. Das Schicksal der Journalistin ist kein Einzelfall – im Gegenteil: Repressionen gegen Andersdenkende und Kritiker der Staatsmacht haben in der Kaukasusrepublik System: Einschüchterung, Haftstrafen sowie die Schließung unabhängiger Medien, das ganze Programm. Dabei kann sich der Autokrat Alijew, der mit der Volleyballeuropameisterschaft gerade wieder einmal einen internationalen Wettbewerb ausrichtet, auch der Unterstützung willfähriger Steigbügelhalter im Ausland sicher sein.

Die CDU-Bundestagsabgeordnete Karin Strenz findet offensichtlich nichts dabei, Lobeshymnen auf das Regime in Baku abzuspulen und dreist gefälschte Wahlen schönzureden – gegen ein „kleines“ Entgelt versteht sich. Auch das ist – leider – kein Einzelfall.

Und so ist die Bedeutung des Alternativen Nobelpreises eine doppelte: Mit Ismayilova werden stellvertretend auch all diejenigen geehrt, die sich, allen Widrigkeiten zum Trotz, für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte einsetzen. Die zweite, unmissverständliche, Botschaft lautet, mit den widerwärtigen Anbiederungsversuchen aufzuhören. Sofort.

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Geboren 1964, ist seit 1995 Osteuropa-Redakteurin der taz und seit 2011 eine der beiden Chefs der Auslandsredaktion. Sie hat Slawistik und Politikwissenschaft in Hamburg, Paris und St. Petersburg sowie Medien und interkulturelle Kommunikation in Frankfurt/Oder und Sofia studiert. Sie schreibt hin und wieder für das Journal von amnesty international. Bislang meidet sie Facebook und Twitter und weiß auch warum.

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