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Die Geburtskliniken sind voll

Der Krisengipfel zur Lage der Geburtsmedizin in Berlin lieferte erste Daten als Diskussionsgrundlage

Mit der wachsenden Stadt hält der Babyboom Berlins weiter an. Das führt zunehmend zu angespannten Situationen in Geburtsstationen und Kreißsälen. In der taz hatte Redakteurin Anne Fromm aus eigener Erfahrung von ihren großen Schwierigkeiten berichtet, überhaupt eine Klinik zum Entbinden zu finden.

Genaue Zahlen zur Lage gibt es allerdings nicht, und erstaunlicherweise liegt weder eine Bedarfsplanung noch eine Bedarfserhebung für Hebammen in Berlin vor.

Das war einer der Gründe, warum Gesundheitssenatorin Dilek Kolat (SPD) Mitte September die Chefärzte von Geburtskliniken, Hebammenverbände, Krankenhausgesellschaft, Krankenhausaufsicht, Feuerwehr und Ausbildungsstätten zu einem Krisentreffen geladen hatte. Hier legte die Verwaltung von Kolat dann immerhin eine Umfrage unter den 19 Berliner Geburtskliniken vor, die als Diskussionsgrundlage dienen soll. Demnach wurden im Vorjahr 42.618 Kinder in den Berliner Kliniken geboren – so viel wie seit der Wiedervereinigung nicht mehr.

Eine Folge des Babybooms ist, dass immer mehr Schwangere nicht in ihrem Wunschkrankenhaus entbinden können, sondern wegen Überbelegung andere Kliniken aufsuchen müssen. Laut der Umfrage begrenzen darum 8 von 19 Kliniken bereits jetzt schon von vornherein die Zahl der Anmeldungen zur Geburt, 4 weitere planen dies.

Doch es gibt auch Hinweise darauf, dass sich Kliniken der gestiegenen Nachfrage anpassen. So haben 5 Kliniken laut der Umfrage konkrete Pläne zur Erweiterung von Kreißsälen, weitere denken darüber nach. Gesundheitssenatorin Kolat kündigte zudem an, noch in diesem Jahr ein elektronisches System zur Bettenverwaltung im Pilotbetrieb zu starten, das für Entlastung sorgen soll.

Allerdings fehlen in Berlin nicht nur Räumlichkeiten, sondern auch Personal. Eine Ursache dafür ist die gestiegene Arbeitsbelastung der Hebammen, die oft mehrere Gebärende parallel betreuen müssen. Das führt dazu, dass immer weniger als Hebammen in Geburtskliniken arbeiten wollen. Laut der Umfrage scheint sich die Situation in Berlin allerdings zu verbessern: Demnach steigt die Zahl der Hebammen leicht, während die Zahl der zu betreuenden Geburten pro Hebamme leicht sinkt.

Und im Vorfeld des Berliner Krisengipfels gab es eine weitere erfreuliche Nachricht: Die Vergütung für freiberufliche Hebammen wird um 17 Prozent angehoben. „Das war lange überfällig“, sagte Kolat der Ärzte Zeitung, „ich hoffe, dass nun mehr Hebammen in Kliniken arbeiten“. OS