Gedenken an Deportationen

Am „Gleis 17“ am Bahnhof Grunewald erinnerten Überlebende, Politiker und Bürger an den Beginn der Deportation von Berliner Juden im Oktober 1941

50.000 Berliner Jüdinnen und Juden wurden Opfer der Vernichtung

Holocaustüberlebende, Politiker und Bürger haben am Mittwoch am Bahnhof Grunewald an die Zwangstransporte Berliner Juden in Ghettos und Vernichtungslager erinnert. Vor 76 Jahren, am 18. Oktober 1941, hatte im Nationalsozialismus in Berlin die systematische Verschleppung von Berliner Männern, Frauen und Kindern begonnen – die meisten Transporte per Zug führten in den Tod.

„Unter den Millionen Menschen, die in den nationalso­zialistischen Konzentrationslagern oder auf andere Weise ums Leben kamen, waren auch rund 50.000 Jüdinnen und Juden aus unserer Stadt“, sagte der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD). „Allen Opfern der von Antisemitismus und Rassismus, von Intoleranz und Menschenverachtung getragenen nationalsozialistischen Diktatur sind wir schuldig, unsere Verantwortung für den Fortbestand von Freiheit und Demokratie, von Toleranz und Rechtsstaat wahrzunehmen.“

Dazu gehöre heute auch der Widerstand gegen rechte Populisten. Es gehe darum, dafür zu sorgen, dass so etwas wie die Schoah nie wieder geschehe. Zum Gedenken war auch die Holocaustüberlebende Margot Friedländer (96) gekommen, die bis heute als Zeitzeugin zu Gast in Schulen ist.

Die Transporte in Ghettos und Konzentrationslager starteten von Grunewald aus. Mit dem ersten Zug wurden mehr als 1.000 Menschen gezwungen, die Stadt zu verlassen. Der letzte Zug in die Arbeits- und Ver­nichtungslager verließ den Bahnhof am 5. Januar 1945. (dpa)