Mehr Schutz für wandernde Tiere

Der Lebensraum wandernder Tierarten erstreckt sich oft über viele Länder und lässt sich darum durch nationale Maßnahmen allein nicht schützen. Eine UN-Konferenz soll helfen

Müssen zur Futtersuche große Strecken zurücklegen: Przewalski-Pferde, hier in einem mongolischen Nationalpark Foto: ap

Von Christian Mihatsch,Chiang Mai

Es ist 48 Jahre her, dass das letzte, echte Wildpferd in der freien Wildbahn beobachtet wurde – ein Przewalski-Pferd. Doch zum Glück hielten auch einige europäische Großgrundbesitzer und Zoos diese Pferde, etwa der Münchner Tierpark Hellabrunn. Ausgehend von nur 13 Tieren, begannen diese nach dem Zweiten Weltkrieg mit der ­systematischen Zucht der Tiere.

Heute gibt es weltweit wieder 2.000 Przewalski-Pferde. Diese werden nun wieder ausgewildert, etwa in der Döberitzer Heide in Brandenburg, in der Sperrzone um das ukrainische Kernkraftwerk Tschernobyl und dort, wo das letzte freilebende Exemplar gesichtet wurde: in der Mongolei. Damit die Przewalski-Pferde dort bessere Überlebenschancen haben als zuvor, sollen sie unter den Schutz der UN-Konvention zum Schutz wandernder Tierarten (CMS – Convention on the Conservation of Migratory Species) gestellt werden. Die Mitgliedsländer dieses, auch als „Bonner Konvention“ bekannten, Umweltabkommens treffen sich diese Woche in der Hauptstadt der Philippinen, Manila, zu ihrer alle drei Jahre stattfindenden Konferenz.

„Das Schicksal der Menschen und Tiere, die sich diesen Planeten teilen, ist miteinander verknüpft“, sagte CMS-Chef Bradnee Chambers zum Auftakt der Konferenz, die unter dem Motto steht: „Ihre Zukunft ist unsere Zukunft“. Dabei sei der Erhalt von wandernden Tierarten eine besondere Herausforderung, da sich deren Lebensraum oft über tausende Kilometer und viele Länder erstreckt.

So legt etwa der Monarchfalter auf seiner Wanderung von den USA und Kanada nach Mexiko rund 3.600 Kilometer zurück. Das einzige von der CMS geschützte Insekt nutzt dabei immer wieder die gleichen Rastplätze und überwintert schließlich in einem nur 20 Hektar großen Gebiet in der mexikanischen Sierra Nevada. Schon kleine Veränderungen an diesen Orten wie das Fällen einzelner Bäume oder der Ersatz von Nahrungspflanzen durch andere Arten stellen dort eine Gefahr für die Falter dar. Die Population der Falter ist denn auch in den letzten 20 Jahren um 68 Prozent gefallen. Nach einem Tief von nur 42 Millionen Faltern im Jahr 2014 hat sich die Zahl aber wieder auf 150 Millionen im letzten Winter erholt.

Für Zugvögel ist neben dem Verlust ihrer Rast- und Winterplätze die Jagd ein Problem. Dies gilt selbst für die EU, musste der Chef der Artenschutzabteilung der EU-Kommission, Stefan Leiner, eingestehen: „Das illegale Töten und Fangen sowie der Handel mit Vögeln sowohl in der EU als auch in ihren Partnerländern sind noch immer ein ernstes Problem“, sagte er. Die EU wurde im Vorfeld der Konferenz für ihre Bemühungen zum Schutz von Zugvögeln ausgezeichnet.

Fliegt von Kanada bis nach Mexiko: der Monarchfalter Foto: Robin Loznak/dpa

Ein neue Gefahr für Zugvögel sind derweil die erneuerbaren Energien. Hier erhielt Deutschland eine Auszeichnung für Bemühungen, den Windkraftausbau mit den Bedürfnissen von Zugvögeln in Einklang zu bringen. Die deutsche Umweltstaatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter sagte anlässlich der Preisverleihung, die Energiewende könne nicht ohne Folgen für Menschen, Natur und die Landschaft bleiben: „Wir müssen versuchen, Wege zu finden, diese weitreichenden Eingriffe in die Landschaft mit dem Schutz der Artenvielfalt zu verbinden.“

Meeresbewohner leiden derweil unter der Vermüllung der Ozeane, der Fischerei und Unterwasserlärm. In manchen Meeresgebieten hat sich der Lärmpegel in den letzten 60 Jahren jedes Jahrzehnt verdoppelt, auch durch Offshore-Windparks. An der CMS-Konferenz soll daher eine Resolution verabschiedet werden, welche die Einrichtung nationaler Lärmregister verlangt und Richtlinien für Umweltverträglichkeitsprüfungen umfasst.

Schließlich werden rund zwei Dutzend Tiere neu unter den Schutz der Konvention gestellt: Dazu gehören Sympathieträger wie Schimpansen, Löwen, Leoparden und Giraffen. Geschützt werden sollen auch zehn Geierarten, der Steppenadler sowie die Haarschwanzfledermäuse sowie einige Haiarten, der gemeine Geigenrochen und die Kaspische Robbe.