Rivalen der Rennbahn

Dem Rennverein ist gekündigt, die Betreiber der Golfanlage werden für vier Millionen Euro herausgekauft, die Beiräte kooperieren – nur eine Bürgerinitiative stemmt sich noch gegen die Bebauung der Rennbahn

Gibt nicht auf: die Bürgerinitiative Foto: Karolina Meyer-Schilf

Von Karolina Meyer-Schilf

Die Zeiten schnaubender Gäule und fliegender Golfbälle sind auf dem Gelände der Galopprennbahn bald vorbei: Davon gehen nicht nur das Bau- und das Wirtschaftsressort aus, seit der Vorlage zur Bebauung des Geländes Anfang der Woche auch die Wirtschaftsdeputation zugestimmt hat. Auch der Leiter des Ortsamtes Hemelingen, Jörn Hermening, rechnet nicht damit, dass sich an dieser Beschlusslage noch etwas ändern lässt.

„Wir gucken jetzt, dass wir ein gutes Quartier hinbekommen“, sagte Hermening am Mittwochabend auf einer von Radio Bremen initiierten Diskussionsveranstaltung im Hotel Atlantic. Lediglich die Bürgerinitiative Rennbahngelände/Bremen Pro Galopprennbahn kündigt weiter harten Protest an: „Wir werden hier nicht kampflos aufgeben“, sagt ihr Sprecher Andreas Sponbiel. Derzeit ist eine Online-Petition in der Mitzeichnungsfrist, das Fernziel ist ein Volksbegehren, um die Galopprennbahn doch noch zu erhalten.

Es ist immer das gleiche Spiel: Bremen wächst, es gibt zu wenig bezahlbaren Wohnraum. Da kommen Areale wie die 30 Hektar große Fläche auf der Stadtteilgrenze zwischen der Vahr und Hemelingen gerade recht. Dass es die „grüne Lunge“ für jene AnwohnerInnen ist, die in ihrer ohnehin stark verdichteten Nachbarschaft das Mercedes-Werk, mehrspurige Hauptverkehrsstraßen mit starkem Zuliefererverkehr und hohen Feinstaubwerten haben – geschenkt. Ebenfalls geschenkt, dass das seit 2005 dort bestehende Hotel Atlantic seine Gäste mit dem Versprechen auf Golf, Ruhe und Blick ins Grüne lockt.

Wenn hier ab 2020 ein neues Quartier mit rund 1.000 Wohneinheiten entsteht, ist es sowohl mit der Ruhe vorbei als auch mit dem Blick ins Grüne.

Wie viel und was genau überhaupt gebaut werden soll, steht dabei noch nicht fest: Der Baugrund, der unter anderem aus Ton und Torf besteht und dessen Grundwasserstand nur anderthalb Meter unter dem Gelände beträgt, ist nicht ganz unproblematisch. Die AnwohnerInnen befürchten zudem eine weit höhere Zahl als die jetzt im Raum stehenden 1.000 Wohnungen.

Für Ortsamtsleiter Hermening, früher Quartiersmanager in Tenever, steht fest: „Wir brauchen eine Durchmischung, aber die kann man nicht künstlich erzeugen.“ Wichtig sei, dass es nicht nur Geschosswohnungsbau gebe, sondern auch eine gemischte Eigentümerstruktur mit Einfamilienhäusern und Gärten. So bleiben von der einstigen „grünen Lunge“ des Stadtteils zumindest noch einige grüne Lungenbläschen.