Ein Überschuss an Atmo

Gitarre mit Laut-leise-Kontrasten und ein Synthesizer ergänzen sich hervorragend zum Gesang: Hope

Von Jens Uthoff

Es gibt Bands, deren Name sich unter den Zuflüsterer-Tipps in Clubfluren findet, wenn die Mund-zu-Mund-Hypemachine Dienst tut. Von der Berliner Band Hope war in den vergangenen Jahren oft die Rede. Man war gespannt, was aus dem Düsterpop-Quartett, das als Mamsell Zazou bereits ein Album veröffentlicht hat und sich 2014 als Hope neu gründete, werden würde.

Als Hope vor einem halben Jahr bei einem Festival im Festsaal Kreuzberg spielten, war ich noch nicht gänzlich überzeugt. Da war zwar diese eindrücklich dunkle Atmosphäre, die Hope mit reduzierten, sphärischen Gitarren und Synthies, mit Schlagzeug-Wumms und vor allem mit dem Gesang Christine Börsch-Supans schuf. Doch fehlte der Moment, in dem zwischen Band und Publikum etwas passiert, als sei ein unsichtbarer Vorhang zwischen Bühne und Auditorium. Vielleicht trug auch die theatralische Performance von Sängerin Börsch-Supan dazu bei, dass eine Distanz entstand.

Das nun erscheinende Debütalbum löst dagegen viel von der Hoffnung ein, die Hope versprachen zu sein. Das Cover gibt dabei die Stimmungslage vor: kleines weißes „HOPE“ auf schwarzem Grund. Trifft schon mal gut das gesamtgesellschaftliche Gemengsel, in dem wir uns gerade befinden.

Wie der Sound ist? Hope sind von allem ein bisschen und nichts so ganz. Sie haben Synthie-Pop-Momente, sind aber keine Synthie-Pop-Band. Sie klingen triphoppig, ohne wirklich Trip-Hopper zu sein. Sie sind auch dark-wave-mäßig unterwegs, aber man würde sie nicht unter „Dark Wave“ einordnen. Und sie haben wohl schon mal Industrial gehört, ohne dass sie im Industrial-Fach verschwinden. Toll, wie sie all diese Stile unter einen Hut bekommen.

Was das selbstbetitelte Debüt zudem auszeichnet, ist ein Überschuss an Atmo. Die Gitarre mit den Laut-leise-Kontrasten und ein stets präsenter, aber nie überpräsenter Synthesizer ergänzen sich hervorragend zum Gesang. Der wiederum nimmt eine ähnlich herausragende Stellung ein wie bei Bands wie Savages oder Portishead. Das Schlagzeugspiel ist akzentuiert, reduziert und wuchtig – Tom-Toms und Snare stehen im Vordergrund.

So entsteht eine Stimmung, die dunkelgrau bis schwarz ist und den Hörer bei der Record-Release-Party im Acud am Samstag ja vielleicht so einnimmt, wie es der Band mit diesem Album bereits gelingt. Hopefully!

Hope: „Hope“ (Haldern Pop Recordings). Releaseparty: Samstag, ab 20 Uhr, Acud macht neu, Veteranenstr. 21