Vollzeit ist nicht zu schaffen

In Hamburg arbeitet fast die Hälfte der LehrerInnen in Teilzeit. Davon profitierten alle Beteiligten, sind sich Schulbehörde und Lehrerverband einig. Die GEW beklagt Überlastung bei Vollzeit-LehrerInnen

„Der Staat macht ein Geschäft, weil die Lehrer in Teilzeit mehr arbeiten als sie es müssten“

Heinz-Peter Meidinger, Lehrerverband

Von Adèle Cailleteau

Fast die Hälfte aller LehrerInnen in Hamburg hat voriges Jahr Teilzeit gearbeitet. Nur 54,7 Prozent vollzeitbeschäftigte LehrerInnen sind aber im bundesweiten Vergleich keine außergewöhnliche Situation. „In Hamburg sieht es etwas besser aus als in Baden-Württemberg“, kommentiert Peter Albrecht, Sprecher der Hamburger Schulbehörde. In Baden-Württemberg hatten vergangenes Jahr nur 46 Prozent der LehrerInnen einen vollen Lehrauftrag.

„Die Lehrkräfte schaffen keine volle Stelle“, erklärt Fredrik Dehnerdt von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Hamburg. Der Arbeitsdruck der LehrerInnen sei zu hoch. In Hamburg sollen beispielsweise GymnasiallehrerInnen je nach Fach und Klasse auf einer Vollzeitstelle zwischen 21 und 26 Stunden pro Woche unterrichten. Laut Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbands, bietet die Teilzeitbeschäftigung die Möglichkeit, „die Selbstausbeutung zu bremsen“.

Peter Albrecht von der Schulbehörde betont eher, dass viele LehrerInnen im Familiengründungsalter sind. GrundschullehrerInnen seien beispielsweise durchschnittlich jünger als BerufsschullehrerInnen, was eine Vollzeitbeschäftigung von 66,2 Prozent an Berufsschulen erklärt, gegenüber nur 43,4 Prozent an Grundschulen.

Albrecht verweist auch auf die relativ gute Bezahlung der LehrerInnen. In Hamburg bekämen sie bundesweit am meisten Geld. Finanziell könne also eine Teilzeitstelle ausreichen.

Gewerkschaft und Behörde sehen die Unterrichtsqualität nicht durch Teilzeitarbeit beeinträchtigt. Die Situation stelle aber eine organisatorische Herausforderung für die Schulen dar. Mehr LehrerInnen bedeuteten mehr Raumbedarf und mehr Aufwand bei der Tagesablaufsplanung.

Für den Lehrerverband profitiert der Arbeitgeber aber letztlich von der Situation: „Der Staat macht ein Geschäft, weil die Lehrer in Teilzeit mehr arbeiten als sie es müssten“, sagt Heinz-Peter Meidinger.