Andreas Speit
Der rechte Rand
: Was kleiner wird, bleibt brandgefährlich

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Du. Ich. Wir. – Das ist das Motto auf der einschlägigen Facebook-Seite „Volksbewegung Niedersachsen“. Der Name möchte auch Gemeinschaft und Größe ausdrücken. 1.134 Nutzer haben die Facebook-Seite um NPD-Mitglied Jens Wilke abonniert. Die virtuelle Resonanz spiegelt jedoch nicht so recht die Realität und personelle Struktur wider. Der Zulauf zu Aktivitäten dieses Netzwerkes sank zuletzt kontinuierlich. Trotzdem warnt Niklas Knepper vom Göttinger Institut für Demokratieforschung:„Marginalisiert und doch gefährlich.“

„BRDigung 2017“ lautet das selbsterklärte Ziel der „Volksbewegung Niedersachsen“. Die angekündigte Kandidatur zur niedersächsischen Landtagswahl blieb zwar aus. Aber mit der Ankündigung ging ein Namenswechsel einher. Seit Oktober 2015 war das Netzwerk als „Freundeskreis Thüringen/Niedersachsen“ aktiv. Inspiriert von Pegida in Dresden meldete der Freundeskreis in der südniedersächsischen Region rund vierzig Veranstaltungen an, um „besorgte Bürger“ anzusprechen. Mit dabei als Anmelder: Lars Steinke, heute Landesvorsitzender der AfD-Jugendorganisation „Junge Alternative“. Ende 2016 nahm die Teilnehmerzahl kontinuierlich ab. Waren anfänglich noch 120 Anhänger erschienen, kamen zuletzt selten mehr als zehn Personen zusammen, beobachtet Knepper.

In einem Werkstattbericht der „Forschungs- und Dokumentationsstelle zur Analyse politischer und religiöser Extremismen in Niedersachsen“ legt Knepper dar, dass mit der „politischen Marginalisierung“ auch durch den gesellschaftlichen Gegenprotest eine „zunehmende Radikalisierung“ der Gruppe einhergehe. Der politische Gegner, dazu gehören Gegendemonstranten, Lokalpolitiker und Journalisten, rücke für die Volksbewegung-Anhänger zunehmend in den Fokus.

Verbalen Drohungen folgten bald konkrete Übergriffe. Im Januar 2017 suchte die Gruppe, längst mit der NPD eng verbandelt, die bewaffnete Auseinandersetzung mit Gegendemonstranten. Im Februar erfolgten Durchsuchungen wegen des Verdachts der Bildung einer bewaffneten Gruppe. Die Radikalisierung liege auch in der Ideologie. Besonders Wilke formuliere ständig, dass „Kulturfremde“, deren Helfer und „Realitätsverweigerer“ das deutsche Volk bedrohen. Wilke fordert, dem entgegenzutreten mit „Sieg oder Spielabbruch“. Die Volksbewegung wolle sich jetzt den Milieus der „alternativen Heilmethoden“ und der „Selbstversorgung“ zuwenden.

Andreas Speitarbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland

Knepper hebt hervor, dass Wilke längst erklärt hat, dass auch die Polizei „mit Verlusten in den eigenen Reihen“ zu rechnen hätte.