Ulrike Herrmann über den neuen Rekord beim DAX
: Kreisverkehr des Geldes

Soll man hektisch Aktien kaufen? Diese Frage stellen sich jetzt wieder viele Deutsche. Auf den Sparbüchern gibt es keine Zinsen mehr, aber die Börsen melden neue Rekorde. Am Mittwoch knackte der deutsche Aktienindex DAX erstmals die 13.400 Punkte.

Da fühlt sich jeder blöd, der sich nicht schon vor Jahren ein Depot zugelegt hat. Zumal konservative Zeitungen gern den Eindruck vermitteln, alle Deutschen könnten längst reich und fürs Alter bestens abgesichert sein – wenn sie nur rechtzeitig in Aktien investiert hätten.

Doch hinter diesem Börsenhype verbirgt sich ein simpler Denkfehler: Es werden Betriebs- und Volkswirtschaft verwechselt. Einzelne Aktienbesitzer können zwar durch Kurssteigerungen gewinnen – trotzdem können nicht alle Deutschen ganz viele Aktien besitzen. Es gibt schlicht nicht genug Wertpapiere.

Man stelle sich einmal vor, alle Deutschen würden sich auf die Aktien stürzen: Die Börsenkurse würden rasant steigen – und hätten mit der Realität nichts mehr zu tun. Daimler oder BMW verkaufen ja nicht deswegen mehr Autos, weil ihr Aktienkurs steigt. Es wäre eine reine Spekulationsblase.

Reich würde dabei fast niemand; stattdessen würde nur ein sinnloser Kreisverkehr des Geldes einsetzen. Denn, logisch, wenn jemand eine Aktie kaufen will, muss ein anderer sie verkaufen. Der Neubesitzer wäre sein Geld los – genau diese Summe wäre aber jetzt beim früheren Besitzer der Aktie, der sich nun überlegen muss, wie er das Geld neu anlegt.

Bittere Ironie: Wahrscheinlich würde der ratlose Ex-Aktienbesitzer wieder Aktien erwerben, weil sie ja ständig an „Wert“ gewinnen. Es fällt nicht mehr auf, dass diese Kursgewinne nur durch die Zirkulation des Geldes entstehen. Die Spekulation nährt sich selbst.

Jede Finanzblase bläht sich so lange auf, wie sich viele Gutgläubige finden, die auf „Wertsteigerung“ hoffen. Mal sehen, wie lange es diesmal bis zum Crash dauert.

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