heute in bremen
: „Wandel muss stattfinden“

Foto: BUND

Bettina Taylor, 42, Biologin, Promotion über Mangrovenökologie, seit 2014 beim Meeresschutzbüro des BUND

taz: Sind viele Schweine schlecht für Fische?

Bettina Taylor: Das ist sehr plakativ ausgedrückt. Die Gleichung will darauf hinweisen, dass durch zu viel Gülle die Meeresumwelt und der Lebensraum der Fische zerstört wird.

Was lässt sich gegen die Überdüngung der Meere tun?

Da die Landwirtschaft 80 Prozent der Nährstoffeinträge in die Gewässer verursacht, muss an dieser Stelle gearbeitet werden. Es muss insgesamt ein Wandel in der Landwirtschaft stattfinden, auch bei den politischen Vorgaben. Eine Politik, die die industrielle Landwirtschaft unterstützt, ist mitverantwortlich für die ökologischen Folgen.

Ist die Ostsee stärker betroffen als die Nordsee?

Die Ostsee ist stärker betroffen.Sie reagiert durch ihren Binnencharakter und den geringen Wasseraustausch mit der Nordsee besonders sensibel auf Nährstoffeinträge.

Was sollten Landwirte anders machen?

Es muss insgesamt weniger Dünger in die Gewässer gelangen. Die Tierhaltung muss an die Fläche gebunden werden, das heißt, es dürfen nur so viele Tiere gehalten werden, wie auf der verfügbaren Fläche an Gülle ausgebracht und durch die Pflanzen verarbeitet werden kann.

Und die Verbraucher*innen?

Sie können dazu beitragen, dass eine Umstellung auf eine umweltverträglichere Landwirtschaft auch wirtschaftlich möglich ist: regionale und saisonale Produkte kaufen, weniger Fleisch essen und dafür aus Freilandhaltung…

Das Land und das Meer, Diskussion der Böll-Stiftung Bremen, Borgfelder Landhaus, Warfer Landstr.73, 19.30 Uhr

Und was wünschen Sie sich von der Politik?

Eine Verschärfung des Dünge­rechts ist dringend geboten, um die Gewässer besser zu schützen. Zentraler Baustein muss die verbindliche Einführung der Stoffstrom- oder Hoftorbilanz für alle Betriebe sein. Das fordert der BUND seit Jahren. Ein Nährstoffvergleich ist unverzichtbar, um die Vorgaben der EU-Nitratrichtlinie einhalten zu können. Angesichts der Belastung der Meere muss die EU- Agrarpolitik mit den Zielen der anderen Richtlinien in Einklang gebracht werden: Industrielle Landwirtschaft darf nicht mit Subventionen gefördert werden, wenn sie Ökosysteme zerstört.

Karolina Meyer-Schilf