Senat will Gesundheitsdienste stärken

402 neue Stellen sollen in den Gesundheitsämtern geschaffen werden. Das Problem: die schlechte Bezahlung im öffentlichen Dienst

von Jasmin Kalarickal

Gleich zu Beginn macht die zuständige Senatorin Dilek Kolat klar, dass es ihr um ein äußerst wichtiges politisches Anliegen geht: „Es geht um die Gesundheit der Berlinerinnen und Berliner.“ Am Dienstag stellte die Sozialdemokratin im Roten Rathaus das Personalbedarfskonzept für den Öffentlichen Gesundheitsdienst vor. „Berlin wächst, die Gesundheitsämter müssen mitwachsen“, so Kolat.

Deshalb soll nun personell aufgestockt werden. Bis zum Ende der Legislaturperiode soll es im öffentlichen Gesundheitsdienst 2.033 Stellen geben, 402 mehr als bisher. Der Personalaufbau, der im kommenden Jahr beginnen soll, wird jedoch kein leichtes Unterfangen. Von den aktuell 1.631 Stellen sind 152,5 Stellen unbesetzt. Daher liege im kommenden Jahr der Schwerpunkt darauf, zunächst diese Lücke zu schließen, sagte Kolat.

Dringend gesucht: Ärzte

In Berlin gibt es zwölf Gesundheitsämter, in jedem Bezirk eines. Zu deren Aufgabenbereich gehören Schuluntersuchungen, Impfungen und die Überwachung der Krankenhaushygiene. Am dringendsten werden dafür Ärzte gesucht.

Der Ärztemangel in den Gesundheitsämtern resultiert vor allem aus der schlechten Bezahlung. Im Vergleich zu Medizinern in Krankenhäusern verdienen sie deutlich weniger. Der Bundesverband der Ärzte im Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) schätzt, dass die Gehaltsdifferenz im Schnitt 1.000 Euro brutto im Monat beträgt.

Berlin steht mit diesem Problem nicht allein da. Laut ÖGD ist bundesweit im Zeitraum 1995 bis 2014 die Zahl der Ärzte in den Gesundheitsämtern um 33 Prozent zurückgegangen.

Ein Problem, dass der Gesundheitssenatorin bewusst ist: „Ärztinnen und Ärzte in den Gesundheitsämtern dürfen nicht zu Ärzten zweiter Klasse werden.“ Sie werde sich für eine tarifliche Gleichstellung stark machen. Zur Finanzierung konnte Dilek Kolat noch keine konkreten Angaben machen: „Es wird etwas kosten. Aber das ist gut angelegtes Geld.“

Auch für andere Berufsgruppen wie Psychologen, Sozialpädagogen oder therapeutische Fachkräfte müsse der öffentliche Gesundheitsdienst attraktiver werden. Werbekampagnen sollen dabei helfen, neues Personal zu finden.

Hilfe für die Schwachen

Die Stärkung der Gesundheitsämter habe auch einen sozialen Effekt. „Es gibt einen Zusammenhang zwischen sozialer Lage und Gesundheitslage“, sagte Kolat, „Wir wollen die Gesundheitsämter stark machen, denn sie helfen den Schwachen.“