Bonner Klimakonferenz:
Pazifische Inselnationen verlangen Hilfe bei der Schadensbewältigung

Von Urs Wälterlin

Am 6. November beginnt in Bonn die UNO-Klimakonferenz. Gastgeber ist allerdings nicht Deutschland, sondern der pazifische Inselstaat Fidschi. Weil das Land aber nicht über die Infrastruktur verfügt, um bis zu 25.000 Delegierte, Mitglieder von Nichtregierungsorganisationen und Journalisten zu beherbergen, wird die Tagung in der Stadt abgehalten, in der auch das UN-Klimasekretariat UNFCCC sitzt.

Trotzdem werden die Vertreter der pazifischen Inselnationen eine prominente Rolle spielen. Besonders tief liegende Länder wie Kiribati haben langfristig kaum eine Chance, die Folgen des Klimawandels zu überstehen: der steigende Meeresspiegel dürfte das Leben auf den Inseln und Atollen verunmöglichen.

In Bonn soll die technische Umsetzung des 2015 in Paris vereinbarten Klimaschutzab­kom­mens vorangetrieben wer­den. Es geht darum, vor der UN-Klimakonferenz Ende 2018 im polnischen Kattowitz ein Regelbuch für die Umsetzung auszuhandeln. Ziel ist es, die Erderwärmung auf unter 1,5 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen.

Dass dies gelingen wird, ist wenig wahrscheinlich. Viele Klimatologen glauben, dass sich die Erde um etwa drei Grad erwärmen wird, selbst wenn alle Nationen ihre bisherigen Zusagen zur Reduktion von Klimaemissionen einhalten würden. 197 Staaten haben das Klimaabkommen unterzeichnet, rund 170 haben es ratifiziert.

Die Inselnationen werden die Industrieländer nicht nur auf eine striktere Einhaltung der Klimaziele verpflichten wollen, sondern auch zur Hilfe bei der Bewältigung von Klimaschäden. Dass US-Präsident Donald Trump den Ausstieg der USA aus dem Pariser Abkommen bekannt gegeben hatte, dürfte in Bonn zu Spannungen führen. Offen ist, ob die US-Administration den Verhandlungsprozess nur beobachten wird oder versucht, ihn aktiv zu blockieren.

Prominente Vertreter der Inselstaaten fordern seit Langem, dass die Industrienationen das Verbrennen fossiler Energieträger – allem voran Kohle – drastisch einschränken. Gerade der pazifische Nachbar Australien – wie die USA ein weltführender CO2-Emittent – dürfte in Bonn aber effektiven Maßnahmen zur Reduktion des Verbrauchs und Exports des Klimakillers ausweichen, um seine Rohstoffindustrie zu schützen.

Dabei warnt eine soeben veröffentlichte Studie der Universität Melbourne vor einem Anstieg der Meere um 1,32 Meter bis zum Ende des Jahrhunderts. Das ist deutlich mehr als die 85 Zentimeter, die der jüngste Weltklimabericht für den Fall eines ungebremsten CO2-Ausstoßes prognostiziert. Gelinge es jedoch, die Erderwärmung auf unter 1,9 Grad zu beschränken, könne das sonst ungebremste Abtauen der Antarktis und damit der deutliche Anstieg des Meeresspiels möglicherweise verhindert werden, so die Forscher.