Der „Consolidation-Point“ mag es trocken

War der Rohbau des neuen taz-Hauses noch überschaubar, wird es für das Projekt nun ernst: Demnächst beginnt der Innenausbau

31. Oktober 2015: Die Arbeiten zur Baufeldfreimachung haben begonnen, damit mussten auch drei Japanische Schnurbäume weichen Foto: taz

Von Andreas Bull

Man muss inzwischen ganz schön genau hinsehen, um Bewegung und Veränderung am taz.neubau feststellen zu können. Festgehalten sind die Ereignisse der vergangenen zwei Jahre aus der Sicht einer Kamera vom Dach eines Hauses schräg gegenüber, die alle 15 Minuten ein Foto speichert. Die Phasen von der Grundstücksberäumung über den Aushub der Baugrube bis zum Richtfest können Sie im Zeitraffer Revue passieren lassen.

Die allermeisten Tätigkeiten finden ab jetzt im Inneren statt. Voraussetzung ist dafür natürlich, dass die Gebäudehülle wasserdicht verschlossen ist. Um das zu erreichen, wird außen gerade noch zu Ende verglast, viele hundert Scheiben waren einzusetzen, manche bis zu 300 Kilo schwer, eine zeitraubende und anstrengende Angelegenheit.

Gleichzeitig wird an der Außenfassade gehäkelt. Ja, Häkeldecke, so bezeichnen wir hier im Bauteam süffisant die Metallkonstruktion mit den rund 700 Meter rings um das Gebäude führenden „französischen“ Balkonen und den sorgfältig an aufwändigen Knoten­punkten verschraubten Schräg­stützen, die das wirkliche Tragwerk im Innern außen sichtbar wiedergeben. Markante Architektur. „Die Fassade transportiert ein Image der taz: die taz als Werkstatt und Produktionsstätte; ablesbar durch Bezüge vom Konstruktivismus über den sowjetischen Radioturm bis zum ‚spacigen‘ Club Berghain.“ (Zit. aus dem Ergebnisprotokoll der Preisgerichts des Architekten-Wettbewerbs vom 10. 7. 2014) In einigen Tagen wird das Baugerüst verschwunden sein, dann ist der Blick darauf frei. Schauen Sie selbst.

Die digitalen Daten der taz-Redaktion werden durch Lichtwellenleiter fließen und in Consolidation-Points landen

Was Sie da nicht sehen, können Sie hier lesen. Zusammengefasst sind das vor allem die komplexen Gewerke des Innenausbaus und der technischen Gebäudeausrüstung. Also Boden, Wände, Türen, Wandverkleidung und Konvektoren, Rohrleitungen, Verkabelung, Sanitär usw. Eine Herausforderung für die Logistik am Bau, damit sich nichts ins Gehege kommt.

Zunächst werden die Stützenpunkte aufgezeichnet, auf denen später der Fußboden ruht, damit die im Hohlraumboden (DIN 13213) verborgenen Leitungen drumherum gelegt werden können. Um die Bauzeiten zu ­optimieren, wird minutiös an der Reihenfolge des Etagenausbaus gefeilt. Begonnen wird im 2. Obergeschoss, denn von dort aus wird gleichzeitig auch das 1. und 3. OG mit Strom und Daten versorgt. Die digitalen Daten der Artikel der taz-Redaktion werden durch Lichtwellenleiter fließen und in mit intelligenten aktiven Komponenten bestückten sogenannten Consolidation-Points landen, aus denen dann die Arbeitsplätze erschlossen werden. Beabsichtigt ist, dass dort dann auch tatsächlich intelligente Komponenten sitzen.

Im am aufwändigsten hergestellten und gleichzeitig schmucklosesten Raum im 2. Unter­geschoss (Sie erinnern sich? Die Baugrube mit Torfgrund, der durchpfählt werden musste, und mit Resten der massiven Gründungselemente von 300 Jahren Baugeschichte, welche, ohne die U-Bahn-Trasse nebenan zu erschüttern, zu entfernen waren – Konsequenz: fünf Monate Terminverzug) wird die mächtige Lüftungsanlage installiert, die alle Räume auch bei geschlossenen Fenstern mit frischer Luft versorgen soll.

30. Oktober 2017: Die äußere Hülle des Gebäudes nimmt ihre endgültige Form an, demnächst wird das Baugerüst verschwinden und der Innenausbau beginnen Foto: taz

Sie ist eine zentrale Komponente der modernen Klimakonzeption des Gebäudes, deren Ziel es ist, möglichst wenig Energie fürs Heizen aufwenden zu müssen. Dafür nutzen wir, neben geringer Wärmezufuhr über Fernwärmezuleitung aus dem Kraft-Wärme-Kopplungswerk, die Abwärme aus der Wasserkühlung unserer hauseigenen Computer. Ohnehin geht es bei der heutzutage üblichen Qualität der Dämmung nicht ums Heizen, sondern ums Kühlen.

Und dafür sollen die drei Türme im Dachgeschoss sorgen, in denen aus der Verdunstungskälte von versprühtem Wasser je 25 KW Kühlleistung erzeugt wird, die dann durch ein Rohrleitungssystem in die rund 300 Klimageräte (Konvektoren) in die Etagen gelangt. Im Winter wohlig warm, im Sommer angenehm kühl, und das fast ohne Energieeinsatz. So soll’s sein.

Alle Infos zum taz.neubau und die Neubau-Web-Cam auf: www.taz.de/neubau