Furcht vor Erdoğan in der Schule

Hamburger FDP kritisiert Unterricht vom Konsulat

Von Adèle Cailleteau

Die Hamburger FDP-Fraktion befürchtet, dass „der türkische Staat auch auf die Bildung hier lebender Kinder und Jugendlichen einseitig Einfluss nimmt“. Auf Antrag der Liberalen, der CDU und der Linken will die Bürgerschaft deshalb am Donnerstag den türkischen Konsularunterricht debattieren.

In Hamburg, Schleswig-Holstein, Bremen und in geringem Umfang auch in Niedersachsen unterrichten Mitarbeiter der Konsulate an staatlichen Schulen. Von dieser Möglichkeit macht nicht nur die Türkei Gebrauch, sondern zum Beispiel auch Spanien. Der Unterricht findet in der Regel nachmittags statt, ohne von der Schulaufsicht kontrolliert zu werden.

Die Hamburger Schulbehörde hat zwar ein Hospitationsrecht, nutzt es aber selten. Im April hat sie es für das Schuljahr 2016/2017 wahrgenommen – aber erst nachdem die FDP ihren Antrag gestellt hatte.

„Hamburg stellt finanzielle Ressourcen bereit für einen Schulunterricht, ohne zu wissen, was dort konkret gelehrt wird“, kritisiert die FDP mit Blick auf den autokratischen Kurs des türkischen Staatschefs Recep Tayyip Erdoğan.

Die Behörde habe wenig Einfluss, rechtfertigt sich der rot-grüne Senat. Es sei ja kein schulisches Angebot, sondern mit einem privaten Freizeitangebot vergleichbar.

Dass es auch anders geht, zeigt Niedersachsen. Dort wird der herkunftssprachliche Unterricht meist in staatlicher Verantwortung erteilt. Das ist aber teuer. Pro Schüler kosten zwei zusätzliche Wochenstunden Türkisch nach Angaben der Hamburger Schulbehörde rund 800 Euro im Jahr.