Gärtner über Streit um Weihnachtsstern: „Damit die Leute mit Liebe kaufen“

Eine Baumarktkette hat ihr Angebot um die Pflanze „Liebesstern“ erweitert. Kritiker sind verärgert und fordern die Bezeichnung „Weihnachtsstern“.

Zahlreiche Topfpflanzen der Sorte "Weihnachtsstern" stehen auf Tischen.

Können schon mal Gemüter erhitzen: Topfpflanzen mit der Bezeichnung Weihnachts- oder Liebesstern Foto: Imago/Andreas Krone

taz: Herr Augustin, nachdem eine Baumarktkette die Pflanze „Liebesstern“ in ihr Sortiment aufgenommen hat, fordern Kritiker auf Facebook die Umbenennung in „Weihnachtsstern“. Welche Bezeichnung ist nun richtig?

Jürgen Augustin: Für uns Botaniker ist immer der botanische Name ausschlaggebend, also in diesem Fall Euphorbia pulcherrima. Weihnachtsstern ist die alte Bezeichnung und Liebesstern die neue, um etwas Reklame zu machen. Damit die Leute die Pflanze auch mit Liebe kaufen sozusagen.

Das heißt, der Liebesstern unterscheidet sich optisch gar nicht vom Weihnachtsstern?

Nein, das ist genau das Gleiche. Es ist nur ein anderer Begriff für dieselbe Sache. In ihrer Ursprungsregion Mexiko und Brasilien wird die Pflanze jedoch bis zu 4,50 Meter hoch und blüht viel länger als hierzulande.

Warum ist sie in Deutschland so klein?

In Deutschland wird die Euphorbia pulcherrima künstlich gestaucht. Die Pflanze wird mit Sprühmitteln behandelt, damit sie in Wohnungen handlich bleibt. Die typischen roten Blätter sind übrigens umgebildete Laubblätter, um Insekten zur Befruchtung anzulocken. Die Blüten sind die gelben Punkte in der Mitte.

Der 51-Jährige leitet als Freilandmeister die Gartenarbeiten im Botanischen Garten der Universität Potsdam.

Ganz allgemein gefragt: Wie kommen eigentlich die deutschen Pflanzennamen zustande?

Die Pflanzen bekommen historisch je nach Region unterschiedliche Bezeichnungen. Löwenzahn hat zum Beispiel über 100 Namen. Die einen nennen ihn Kuhtritt, die anderen Pusteblume. So kann sehr viel Wirrwarr entstehen. Karl Foerster, ein mittlerweile verstorbener Gärtner aus dem Raum Potsdam, hat Pflanzen immer nach dem Aussehen bezeichnet. Mit Ysander zum Beispiel konnte niemand etwas anfangen, deshalb nannte er ihn aufgrund der breiten und niedrigen Form Dickmännchen. Am besten verwendet man aber die botanischen Namen, dann wissen alle, wovon die Rede ist.

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