Demo gegen SS-Mann

94-Jähriger aus Niedersachsen soll am Massenmord von Babi Jar in der Ukraine beteiligt gewesen sein

Ein Gruppe von Bürger*innen hat am Sonnabend in Georgsmarienhütte bei Osnabrück gegen die ihrer Ansicht nach mangelhafte Strafverfolgung von NS-Kriegsverbrechern demonstriert. Das Motto der Demonstration lautete „Die Mörder sind unter uns – Keine Ruhe den Nazitätern!“.

In der Kleinstadt bei Osnabrück lebt ein 94-jähriger Mann, der Mitglied einer sogenannten SS-Einsatzgruppe gewesen sein soll, die an der Erschießung von fast 34.000 Juden im ukrainischen Babi Jar beteiligt war. Die Staatsanwaltschaft Osnabrück ermittelt nun gegen den Mann. Die rund 40 De­monstrant*innen zogen vom Rathaus in die Nähe des Wohnhauses des Mannes. Das Simon-Wiesenthal-Center habe Anzeige gegen den Mann erstattet, hieß es bei der Oberstaatsanwaltschaft. Die Ermittler recherchieren zunächst die Hintergründe. Danach soll Kontakt zu dem Beschuldigten hergestellt und sein Zustand geprüft werden. Zuerst hatten das Magazin „Kontraste“ des Fernsehsenders RBB und der NDR über den Fall berichtet.

Die Geschichtswerkstatt „Regionale Täterforschung Osnabrück“ wendet sich als einer der Veranstalter der Demonstration gegen die schleppende Aufarbeitung von NS-Kriegsverbrechen insgesamt. Menschen wie der Beschuldigte lebten bis heute unbehelligt in der Mitte der Gesellschaft, heißt es in dem Aufruf zur Kundgebung. Ihr hohes Alter diene als Argument, „einen Schlussstrich unter sämtliche Naziverbrechen“ zu ziehen.

Die Organisatoren kritisieren Polizei und Staatsanwaltschaft in Osnabrück, weil sie den 94-Jährigen bislang nicht vernommen hätten. Dabei sei der Zentralen Stelle zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg der Fall seit 2014 bekannt. (epd, taz)