Kieler dürfen weiter fahren

Umwelthilfe will gegen Kiel wegen zu hoher Stickstoffwerte klagen. Fahrverbote soll aber nicht geben

Kiel hat keine Angst vor der Deutsche Umwelthilfe (DUH). Die hat drei weitere Klagen auf Einhaltung der Luftqualitätswerte für Stickstoffdioxid angekündigt – neben den Städten Halle und Hannover auch gegen Kiel. Ein allgemeines Fahrverbot in Kiel wird es deswegen aber nach Einschätzung des schleswig-holsteinischen Umweltministeriums nicht geben.

Es sei absehbar, dass sich die Grenzwerte für Stickstoffdioxid auch ohne Fahrverbot einhalten ließen, sagte Umwelt-Staatssekretär Tobias Goldschmidt am Donnerstag in Kiel. Stickstoffdioxid wird von Dieselautos ausgestoßen. Goldschmidt fügt hinzu, Ziel sei es, im ersten Quartal 2018 einen Luftreinhalteplan vorzulegen für den bisher besonders belasteten Thedor-Heuss-Ring. In Kiel ist dieser etwa 200 Meter lange Abschnitt der innerstädtischen Bundesstraße besonders betroffen. „Das Gespenst, dass niemand mehr über den Theodor-Heuss-Ring fahren darf, kann also wieder in die Kiste“, sagt Goldschmidt, fügt aber hinzu, dass es ganz ohne Eingriffe in den Verkehr nicht weitergehe.

Die Deutsche Umwelthilfe werde bis Ende November gegen das Land Schleswig-Holstein vor dem Verwaltungsgericht Schleswig wegen der zu hohen Luftbelastung in Kiel Klage einreichen, sagte Remo Klinge von einer Rechtsanwaltskanzlei in Berlin.

Kiel stehe mit einem Wert von 65 µg/m3 auf Platz vier der schmutzigsten Städte Deutschlands. Der zulässige Grenzwert liegt bei 40 Mikrogramm Stickstoffdioxid (NO2) pro Kubikmeter Außenluft (µg/m3) im Jahresdurchschnitt. Das Umweltministerium verwies hingegen auf gesunkene Stickstoffoxidwerte. In dem Zeitraum 1. Januar bis 8. November 2017 sei am Theodor-Heuss-Ring ein Mittelwert von 57,29 µg/m³ gemessen worden.

Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD) reagierte gelassen auf die angekündigte Klage. Er sei zuversichtlich, „zwar nicht kurzfristig, aber in einem überschaubaren Zeitraum den Grenzwert am Theodor-Heuss-Ring einhalten zu können“, sagte Kämpfer den „Kieler Nachrichten“. (dpa)