Applaus für Rechtsaußen

Leif-Erik Holm wurde als Landesvorsitzender der AfD Mecklenburg-Vorpommern knapp wiedergewählt. Ex-Vizefraktionschef Holger Arppe hatte Stimmung gegen Holm gemacht

Berkel hatte Holm eine „miserable Bilanz“ bei der Landespartei­entwicklung vorgehalten

Von Andreas Speit

Leif-Erik Holm ist knapp an einer Blamage vorbeigeschrammt. Zwar wurde der 47-jährige AfD-Bundestags- und Landtagsabgeordnete auf dem Parteitag am Sonntag als Landesvorsitzender von Mecklenburg-Vorpommern wiedergewählt, allerdings mit gerade mal 106 Stimmen, was rund 64 Prozent entspricht.

Auch der skandalumwitterte Ex-Vizefraktionschef Holger ­Arppe war beim Landesparteitag in Gägelow bei Wismar mit von der Partie. Er hatte trotz eines laufenden Parteiausschlussverfahrens betont gelassen zwischen den anwesenden Mitgliedern Platz genommen. Sichtlich freute er sich, als ein Mitglied ihn aus der Veranstaltung heraus zum Landesvorsitzenden vorschlug – unter Applaus, wie ein NDR-Bericht dokumentiert. Doch der Vorgeschlagene wollte sich nicht zur Wahl stellen.

Am 31. August hatte Arppe noch erklärt, Fraktion und Partei zu verlassen. Der NDR und die taz hatten den weit rechten AfD-Politiker mit Chatprotokollen konfrontiert, in denen mutmaßliche Parteikollegen und politische Gegner heftig beleidigt werden. Die Einträge in den 12.000 Seiten changieren zwischen alltäglichen Banalitäten und brutaler Gewalt – und Vergewaltigungsfantasien, auch mit Kindern. Die Fraktion verließ er zügig, behielt aber das Mandat was die Fraktion verstimmte. Der Parteiaustritt unterblieb, sodass ein Ausschlussverfahren eingeleitet wurde.

Statt Arppe trat der Rostocker Rechtsanwalt Heinrich Berkel gegen Holm an. Und das sogar ziemlich erfolgreich: Berkel erhielt immerhin 40 Stimmen. Er hatte Holm eine „miserable Bilanz“ bei der Landesparteientwicklung vorgehalten und gefragt, ob er wegen der Doppelmandate überhaupt noch Zeit für die Partei hätte.

Mit demselben Vorwurf sah sich auch Holms Wunschkandidat für das Stellvertreteramt, Enrico Komning, konfrontiert. So setzte sich dessen Gegenkandidat, der Ludwigsluster Kreisvorsitzende Dennis Augustin, auch prompt mit 94 zu 69 Stimmen durch. Erneut eine deutliche Positionierung des Landesverbandes. Augustin gehört zum völkisch-nationalistischen Spektrum.

Die Ergebnisse vom Landesparteitag dürften vor allem ­Arppe freuen. Per Email hat er vor der Wahl noch gegen Holm agiert, indem er warnte, dass die AfD von einer Funktionärskaste und Berufspolitikern dominiert werden könnte. Die Basis würde dann an Einfluss verlieren.

Nach der Wahl meinte Holm, dass die Zusammenarbeit mit dem Co-Landeschef klappen würde, und versprach eine „Mitgliederoffensive“.