Langer Weg zu höheren Löhnen

Deutsche Textilhändler versprechen bessere Bezahlung in Zulieferfabriken. Mehr Biobaumwolle

Von Hannes Koch

Ab 2018 müssen große deutsche Textilhändler erstmals konkrete Schritte nachweisen, um den Beschäftigten ihrer Zulieferfabriken existenzsichernde Löhne zu zahlen. Außerdem müssen sie mindestens 10 Prozent Biobaumwolle einsetzen. Auf diesen Kompromiss einigte sich der Steuerungskreis des Bündnisses für nachhaltige Textilien während seiner Klausurtagung am Donnerstag.

CSU-­Entwicklungsminister Gerd Müller gründete das Bündnis aus Politik, Unternehmen, Gewerkschaften und Kritikerorganisationen 2014 in Reaktion auf den Zusammenbruch der Textilfabrik Rana Plaza in Bang­la­desch. Mitglieder sind unter anderen Adidas, Aldi, C&A, H&M, KiK, Lidl, Otto und Tchibo.

In der Mitteilung des Steuerungskreises an die Bündnismitglieder heißt es, man habe sich auf „konkrete Zeit- und Mengenziele für den Zeitraum 2018 bis 2020 verständigt“.

Gisela Burckhardt von der Organisation Femnet sagte: „Das ist ein Durchbruch.“ Die Kampagne für Saubere Kleidung hatte ihre Mitwirkung im Bündnis für den Fall zur Disposition gestellt, dass es zu keiner Vereinbarung auf definierte Fortschritte kommt.

Nun beschloss der Steuerungskreis, dass die Firmen „bis 2020 mindestens 10 Prozent Biobaumwolle plus mindestens 25 Prozent weitere nachhaltige Baumwolle einsetzen – gemessen an der Gesamtmenge beschaffter Baumwolle aller Bündnismitglieder“. Es handelt sich also um ein gemeinsames Ziel. Mengen für einzelne Unternehmen werden nicht genannt. Man sei sich aber einig, dass jede Mitgliedsfirma wenigstens einen kleinen Beitrag leisten müsse, hieß es.

Außerdem muss jedes Mitgliedsunternehmen selbst Schritte einleiten oder sich an Maßnahmen beteiligen, „die auf die Zahlung existenzsichernder Löhne für die Beschäftigten in den Produktionsländern abzielen“. Dies sind Verdienste, die in der Regel deutlich über den staatlichen festgesetzten Mindestlöhnen in Ländern wie Bangladesch, Kambodscha oder auch der Türkei liegen.

Unter dem Strich bedeutet das, dass die hiesigen Händler Wege finden müssen, um die Bezahlung der ArbeiterInnen in den globalen Zulieferfabriken mindestens zu verdoppeln. Bei den Vereinbarungen handelt es sich zunächst um theoretische Fortschritte. Wann diese zu praktischen Verbesserungen der Arbeitsbedingungen führen, wird sich zeigen.