Zeit für Döner-Retter

EU-Abgeordnete rebellieren gegen die Zulassung von Phosphaten im Döner. Schon das ärgert die Lobby und ihre Unterstützer

von Tanja Tricarico

Döner muss kleben, fest am Spieß. Wenn der Fleischklops rutscht, gibt es einen Elefantenfuß, heißt es. Damit der Döner klebrig bleibt, mengen die Hersteller Phosphate unter die Fleischmasse. Der Zusatzeffekt: Der Kebab hält und schmeckt länger. Doch ist die Zugabe von Phosphaten nur ein notwendiger Zutatentrick oder gar gesundheitsschädlich?

Die Rechtslage zum Einsatz solcher Zusatzstoffe innerhalb der EU ist unklar. In Deutschland wird der Einsatz in tiefgefrorenem rohem Fleisch toleriert, aber nicht ausdrücklich erlaubt. Im Übrigen ist die Zugabe von Phosphaten seit Jahrzehnten Standard bei der Produktion von Fleischwaren und Wurst. Lobbyverbände wie die Vertreter des Europäischen Kebabverbands, der Gewürzindustrie und der Lebensmittelwirtschaft wünschen sich jetzt rechtliche Klarheit. Die EU-Kommission reagierte mit einem Vorschlag. Allerdings erhoben Sozialdemokraten und Grüne im EU-Umweltausschuss Einspruch gegen die pauschale Zulassung.

Die Verbände schlagen Alarm. Von Jobverlust ist die Rede, gar vom Ende einer Branche. Angetrieben wurde ihre Kritik von der EU-Abgeordneten Renate Sommer (CDU). Sie veröffentlichte ihre Unterstützung für die Döner-Lobby bei Facebook. Susanne Melior (SPD) kann die Aufregung nicht verstehen. Sie will lediglich die Stellungnahme der EU-Lebensmittelagentur abwarten. „Es ist bisher nicht zweifelsfrei geklärt, ob sich Phosphate negativ auf das Herz-Kreislauf-System des Menschen auswirken“, sagt Melior. Ergebnisse werden Ende 2018 erwartet. Auch dann ist der Döner längst nicht am Ende. Schließlich müssen die EU-Staaten entscheiden. Ohnehin kann die Kommission Änderungen vorschlagen, die wiederum geprüft werden. Mitte Dezember schlägt die Stunde des Döners im EU-Parlament. Dann wollen die Abgeordneten über ihren Einspruch abstimmen.