das portrait
: Nahid Salimigibt den Bahai eine Stimme

Lebt nach dem Prinzip der Nächstenliebe: Nahid SalimiFoto: Haus der Religionen

Nahid Salimi ist kurz vor einer Zahnarztbehandlung in Göttingen, genauer soll sie Probepatientin für ihre eigene Tochter sein, die vor dem Examen als Zahnärztin steht. Gerade ist noch ihr Mann in der Behandlung, also hat Salimi Zeit, etwas über ihre künftige Arbeit im Hannoverschen Rat der Religionen zu erzählen. Und genau das ist das Anliegen der 54-Jährigen, die hauptberuflich in der Verwaltung der Hannoverschen Musikschule arbeitet: zu erklären, was die Religion der Bahai ausmacht und in Kontakt mit anderen Religionen zu treten.

Im Iran muss man, anders als in Deutschland, niemandem erklären, wer die Bahai sind: Dort ist der Religionsstifter Bahā’ullāh im 19. Jahrhundert geboren. Orthodoxen Muslimen gelten die Bahai als abgefallene Sekte, nach der islamischen Revolution wurden sie mit dem Tode bedroht. Damals flohen Zehntausende, unter ihnen auch Nahid Salimi mit ihrer Familie. Es ist eine bittere Ironie, dass mit dem Bahaitum eine Religion verfolgt wird, die Konflikte aus religiösen Gründen ablehnt. Jesus, Mohammed, Krishna und andere Religionsvertreter sind für die Bahai Manifestationen Gottes.

Dennoch wollte 2007 in Hamburg der damalige Vorsitzende des Islamischen Zentrums die Bahai nicht im interreligiösen Dialog aufnehmen, weil dies ihre Anerkennung als Religion bedeutet hätte. Andererseits, so sagt Nahid Salimi, genießen die Bahai in Deutschland politischen Schutz, die Asylverfahren liefen beschleunigt ab.

Derzeit sind es rund 6.000 Gläubige in Deutschland, ihre Zahl wächst langsam. „Doch darum geht es nicht“, sagt Salimi, „sondern darum, unsere Prinzipien zu leben.“ Das sind, vereinfacht gesagt, Nächstenliebe und die Vorstellung, dass sich Religion einer fortwährend weiterentwickelnden Menschheit immer neu offenbart. Einen Klerus gibt es nicht – „die Leute müssen an sich selbst arbeiten“. Miteinander, nicht gegeneinander. Nahid Salimi würde sich freuen, wenn sich in diesem Geist im Haus der Religionen eine Gruppe mit Kindern aus allen Religionen träfe. Friederike Gräff