geht’s noch?
: Jamaika-Aus

„Jamaika-Aus“ also lautet das Wort des Jahres. Aber ist das überhaupt ein Wort, nicht vielmehr ein „Unwort“? Sei’s drum: Entscheidend ist, wovon es handelt

Jamaika-Aus? Die Gesellschaft für deutsche Sprache hat dieses Ding zum „Wort des Jahres 2017“ gewählt. Ist das überhaupt ein Wort und, wenn ja, ein deutsches? Die Deutschlehrer unter uns werden sagen: Weder noch. Recht haben sie.

Vor Kurzem führte die taz-Redaktion eine wenig lebhafte Debatte. Eine Redakteurin hatte das „Aus für das Aus“ gefordert – taz-untypisch sogar mit einem vorangestellten „bitte“. Sie schickte eine Liste von Aus-Kopplungen, um ihr Ansinnen zu begründen: „Das Altenheim steht vor dem Aus. Jamaika-Aus. Kreuzbandriss-Aus. Aus für die PKV. Netzneutralität droht das Aus.“ Wer wollte sich ob solchen Gestammels in die Aus-Bresche werfen?

Nun ist Jamaika-Aus geadelt worden von der sich selbst auch elegant als GfdS bezeichnenden Gesellschaft für deutsche Sprache, was man wohl so verstehen muss, dass auch dem Gebrauch des Aus der Segen erteilt wurde. Soll es halt so sein. Kein Aus-Aus, nimmermehr. Aber was bedeutet das?

Suchen wir Rat in den Büchern: Es begab sich eines Tages, dass ein Mann aus dem Heer von Saul mit zerrissenen Kleidern und Erde auf seinem Haupt zu David kam. Und „David sprach zu ihm: Sage mir, wie geht es zu? Er sprach: Das Volk ist geflohen vom Streit, und ist viel Volks gefallen; dazu ist Saul tot und sein Sohn Jonathan.“ So heißt es im 2. Buch Samuel in der Übersetzung des alten Luther. David fragt den Jüngling, woher er wisse, dass Saul tot sei. Der antwortet, er selbst habe Saul getötet, auf dessen Wunsch in bedrängter Lage. „Und David sprach zu seiner Jünglinge einem: Herzu, und schlag ihn! Und er schlug ihn, dass er starb.“

Die Stelle wird als Beleg für die Unsitte gern genommen, den Überbringer der schlechten Nachricht zu töten. Soll es früher oft gegeben haben. Doch muss man David nicht zugutehalten, dass jener unglückselige Amalekiter nicht nur die schlechte Nachricht überbracht, sondern auch Gegenstand der News gewesen war?

So verhält es sich auch mit dem Jamaika-Aus. Das Wort mag scheußlich sein, viel schlimmer ist, wovon es uns erzählt: vom Lindner-Christian, dem Treulosen, der dem Volk gesagt hatte, das Land müsse schöner werden und besser connected sein, jedes System brauche mal ein Update! Der dann aus kurzsichtig’ Eigennutz entschied, die deutsche Zukunft dranzugeben für den guten Klang des Namens, „Marke“ nun geheißen. Wenn wir also „geht’s noch?“ sagen, ist nicht die wackre GfdS der Adressat. Es ist der Freie Demokrat.

Ulrich Gutmair