moderne kunst
: Sechzehn Räume für die Kunst

Die Ausstellung ist bis zum 3. Juni 2018 in der Weserburg zu sehen.

Wenn Kunst heute wen schocken will, dann versucht sie das tunlichst nicht im Museum – wo doch eh jeder stets mit dem Schlimmsten rechnet. Und selbst wenn es gar kein Schock sein soll, sondern nur so ein bisschen was Kribbeliges: am Ende wird doch immer ganz schrecklich peinlich, was so Drastiker versuchen. Für Danny Devos’frisch eröffneten Künstlerraum in der Weserburg gilt beides: Unheimlich ist er, weil da klapprige Automaten mit rostigen Macheten nach einem hacken, sobald man sich ihnen nähert. Und blöde, weil überall Charles Mansons Gesicht drauf klebt, über den nun wirklich längst alles gesagt ist: böse Blumenkinder, Psychosekte, Blutrausch auf Psychedelika – und eben auch die hier als Metaebene daherkommende Popmaschinerie, die das Grauen seit ein paar Jahrzehnten schon geschmacklich fragwürdig in Dauerschleife wiederholt. Wie gesagt: Es ist bescheuert und eben doch auch ein bisschen aufregend. Und ein paar Extrabesucher dürfte es auch in die Weserburg locken, da Manson doch keine zwei Wochen vor der Eröffnung verstorben ist.

Die fünfzehn weiteren Künstlerräume dieser fünften Ausgabe der Reihe sind schon wegen der beachtlichen Bandbreite aufregend: Von überragenden Malerinnen wie Karin Kneffel und Sibylle Springer (die sich hier übrigens ebenfalls mit Mörderinnen beschäftigt) über eine Soundinstallation von Susan Philipsz bis zu Igor Grubić, der sich fotografisch und in Performances mit der Inszenierung von Protest und Revolte beschäftigt. Ob er heroische Statuen mit roten Tüchern vermummt oder weggeworfene Weihnachtsbäume am Straßenrand mit ebenso roten Sternen schmückt: Grubićs oft sehr subtilen Eingriffe in den öffentlichen Raum entfalten in der fotografischen Dopplung eine enorme ideologiekritische Tiefe.

Dass diese Bilder einer Sammlung der Telekom entstammen, überrascht und belegt im Zusammenspiel mit den Nachbarräumen wieder einmal das ungeheure Potenzial des Sammlermuseums, wo Leihgaben früherer Ausstellungen, Arbeiten aus der museumseigenen Sammlung und die jahrelange Kooperation mit befreundeten Künstler- und SammlerInnen sich zu einem außerordentlichen Einblick in die Vielfalt aktueller künstlerischer Positionen verbinden. Jan-Paul Koopmann