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: Erfahrung sells eben gut

Ede Geyer, Rudi Gutendorf und Udo Latteks blauer Pullover: der Siegeszug der alten Trainer

Mit Jupp Heynckes könnte es angefangen haben. Kaum hat der 72-Jährige Erfolge bei Bayern München, schon analysiert Lothar Matthäus, dass nur Ottmar Hitzfeld (68) der kriselnden Dortmunder Borussia „die nötige Ruhe und defensive Stabilität zurückgeben“ könne. Erfahrung ist es, die die Bundesliga retten könnte. In Bremen hätte die sogar einen Namen und eine Trainerlizenz: Otto Rehhagel (79) könnte, wenn es mit dem gerade 35-jährigen Florian Kohfeldt nicht hinhaut, für „nötige Ruhe“ im Verein sorgen.

Sollten Rehhagel und Hitzfeld zu ihren alten Vereinen gehen, würde das eine Welle auslösen. Bayer Leverkusen würde sich Erich Ribbeck (80) angeln, mit dem man 1988 den Uefa-Cup holte. Bis heute größter Erfolg der Vereinsgeschichte. Auch Vereine, deren Klubgeschichte nicht unbedingt große Erfolge und damit verbunden, große Namen aufweist, könnten sich dem Trend anschließen: Rudi Gutendorf (91) übernimmt die TSG Hoffenheim. Der FC Augsburg hingegen, der todesbedingt nicht mehr auf das Klubidol Helmut Haller zurückgreifen kann, würde sich mit dem zwar noch recht jungen Bernd Schuster (57) einen gleichwohl erfahrenen Übungsleiter holen.

Einen anderen Weg, der innovativ ist und zugleich auf regionale Kompetenz setzt, geht RasenBallsport Leipzig: Eduard Geyer soll dem Verein endlich die „Zonen-Credibility“ (Dietrich Mateschitz) verschaffen, die die Fans schon so lange einfordern. Um dem Klub das Image des Retortenklubs zu nehmen und gleichzeitig die Geschäftsinteressen des hinter RB stehenden Konzerns deutlicher als bislang zu betonen, soll der Klub einen Namen erhalten, bei dem auch Ede-Geyer-Fans warm ums Herz wird: Energy Leipzig.

Pech hatte Schalke 04, das den 64-jährigen Huub Stevens verpflichten wollte. Der musste aber mit Hinweis auf den Gesundheitszustand seiner Frau absagen. Gespräche werden nun auch von anderen Vereinen geführt: Hamburger SV mit Willi Reimann (67), SC Freiburg mit Volker Finke (69), der VfL Wolfsburg mit Felix Magath (64). „Erfahrung sells eben“, wie Karl-Heinz Feldkamp (83), selbst beim FC Kaiserslautern im Gespräch, schmunzelnd zusammenfasst.

Einen ganz innovativen Weg will derweil der FC Köln gehen, der am stärksten abstiegsbedrohte Klub der Liga. Für die Kölner hat Vizepräsident Toni Schumacher beim Kaufhof in der Hohen Straße eine Schaufensterpuppe besorgt und ihr einen blauen Pullover angezogen, den die Witwe von Udo Lattek extra vom Dachboden geholt hat. Martin Krauß