Japaner haben doch Humor

Das Bremer City 46 flankiert die Ausstellung „Cool Japan“ im Übersee-Museum mit einer Reihe japanischer Filme – und verzichtet auf die richtig witzigen Streifen

Von Wilfried Hippen

Was den Humor angeht, haben die Japaner einen ähnlich schlechten Ruf wie die Deutschen. Wie eine Bestätigung dieses Vorurteils wirkt, dass das Bremer Kommunalkino City 46 anlässlich der Ausstellung „Cool Japan“ im Bremer Übersee-Museum gerade mal zwei Komödien ins Programm genommen hat: „Sakikos geheimer Schatz“ und „Radio no Jikan“. Dabei gibt es durchaus mehr komische Filme aus Japan, die auch international erfolgreich waren. Etwa das Nudel-Western-Epos „Tampopo“ aus den 80er-Jahren von Juzo Itami oder „Kikujiros Sommer“ von Takeshi Kitano.

Die Titelheldin von „Sakikos geheimer Schatz“ (9.–12. Dezember, 20 Uhr) denkt nur ans Geld. Die junge, linkische Japanerin liebt nichts so sehr wie Geldscheine zählen. Sakiko glaubt darum, in einer Bank ihren Traumjob gefunden zu haben. Aber anderer Leute Geld zählt sich nicht halb so schön wie das eigene und so träumt sie von einem Banküberfall, bei dem das geraubte Geld irgendwie in ihrer Sparbüchse landet. Prompt wird ihre Bank überfallen, prompt wird sie als Geisel mitgeschleppt und prompt ist sie die einzige Überlebende, die weiß, wo das Geld ist. Aber weil der Koffer in einem unterirdischen See gelandet ist, muss Sakiko Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um all das schöne Geld schließlich zählen zu können.

Der Witz bei dieser rasanten Satire liegt darin, dass Sakiko in aller Unschuld so extrem geldgierig ist. Viele Wege führen zur Erleuchtung, und die junge Japanerin wird bei der Jagd nach ihrem geheimen Geldschatz ganz nebenbei eine Musterschülerin, Schwimmmeisterin, Weltrekordlerin in Extrembergsteigen – und weise wird sie auch noch. Denn als sie die 500.000.000 erbeuteten Yen schließlich in den Händen hält, interessiert sie das Geld nicht mehr, und sie begibt sich flugs auf die Suche nach dem nächsten heiligen Gral.

Die hemmungslos alberne Farce „Radio no Jikan“ (21.–23. Dezember, 18 Uhr und 25.–27.Dezember, 20.30 Uhr) erzählt von der Produktion eines Hörspiels, das live eingespielt und ausgestrahlt wird. Alle Fehler und absurden Abänderungen gehen also direkt auf Sendung. Und davon gibt es viele.

Die Aufnahmen laufen völlig aus dem Ruder, weil eine kapriziöse Schauspielerin, die die Hauptrolle spricht, in letzter Minute auf Änderungen im Skript besteht. Eigentlich sollte das Hörspiel mit dem Titel „Das Schicksal einer Frau“ von einer ehebrecherischen Romanze in einem kleinen Fischerdorf handeln. Die sanfte Hausfrau Miyako hatte mit dieser Geschichte einen Wettbewerb gewonnen, und muss nun im Studio erleben, wie aus ihrem kitschigen Wunschtraum ein groteskes Action-Spektakel wird, das in den USA spielt.

Man kann den Film aber auch als ein Lehrstück über die japanische Gesellschaft sehen: Alle Konflikte, alle dramaturgischen Verwicklungen basieren auf der extrem strengen Hierarchie und Rigidität, mit der JapanerInnen Formen und Machtstrukturen respektieren. So ist „Radio no Jikan“ viel dokumentarischer als eigentlich intendiert und das macht ihn dann doch zu mehr als einem komischen Film aus Japan.

Filmreihe „Cool Japan“: City 46, Bremen, bis 27. Dezember