Willkommen in der Öko-Küche

Konsum in Deutschland wird nachhaltiger. Das ist aber noch kein Grund zur Freude

Waschmaschine: tierisch gut, vermutlich auch sparsam. Aber der Durchbruch? Foto: Image Source/plainpicture

Von Hannes Koch

Die Bundesbürger*innen kaufen fast nur stromsparende Haushaltsgeräte. Schon 2015 trugen knapp 90 Prozent der neuen Waschmaschinen die Bezeichnung A++ oder höher. Bei den Gefrierschränken waren es 85 und bei den Geschirrspüler 75 Prozent der erworbenen Geräte. Der Umweltfortschritt in den Privathaushalten scheint unaufhaltsam.

Diese Zahlen stehen in der neuen Studie „Grüne Produkte in Deutschland 2017“, die das Umweltbundesamt am Dienstag veröffentlicht. Nach Einschätzung der Behörde verbrauchen die modernen Haushaltsgeräte bei gleicher Leistung weniger Strom als ihre Vorgänger. Hier mache sich eine vernünftige staatliche Regulierung bemerkbar – unter anderem die Öko-Design-Richtlinie der Europäischen Union. Die Kennzeichnung nach Effizienzklassen erleichtere es zudem, sparsame Geräte auszuwählen.

Allerdings ist der hohe Öko-Anteil in Küche und Bad die Ausnahme. Beim entscheidenden Punkt erkennen Myriam Steinemann vom Infras-Institut in Zürich und Michael Bilharz (UBA) deshalb kaum Fortschritte: Der durch den privaten Konsum bewirkte Ausstoß klimaschädlicher Gase ist seit 2003 nur leicht gesunken. Während die Bundesbürger*innen vor 14 Jahren pro Kopf und Jahr 8,0 Tonnen Kohlendioxid (CO2) verursachten, waren es 2014 noch 7,8 Tonnen.

Vom Rückgang, der notwendig wäre, ist das „weit entfernt“, schreiben die Autor*innen. Um das deutsche Ziel zu erreichen, den CO2-Ausstoß bis 2050 insgesamt nahe null zu senken, müssten die Emissionen aus dem Konsum pro Jahrzehnt um etwa 25 Prozent zurückgehen. Im vergangenen Jahrzehnt blieben sie aber nahezu gleich. „Ein Ansatz, der stark auf die Freiwilligkeit der Marktakteure setzt, greift viel zu kurz“, heißt es, „der Staat muss stärker eingreifen und umsteuern“.

Die Autor*innen analysieren die Bereiche Wohnen, Mobilität und Ernährung. Diese sind für etwa vier Fünftel des CO2-Ausstoßes durch Konsum verantwortlich. Die Klimaauswirkungen von Heizen und Stromverbrauch gingen zwar gegenüber 2004 um 10 Prozent zurück, im Vergleich zu 2007 sind sie aber auf dem gleichen Stand geblieben. Ein Grund: Noch immer verfeuern die meisten Heizungen in Wohngebäuden Erdöl oder Erdgas. Viele Anlagen verbrauchen zwar weniger fossilen Brennstoff, dafür steigt die beheizte Wohnfläche pro Kopf.

Ein ähnlicher Widerspruch zeigt sich beim Stromverbrauch. Einerseits beziehen mehr Leute Wind- und Solarstrom: Der Anteil der Ökostromtarife am Verbrauch stieg bis 2015 auf 20 Prozent. Andererseits „verdreifachte sich der Stromverbrauch mobiler Computer zwischen 2008 und 2017“.

Selbst bei den Lebensmitteln frisst das Wachstum mancher Bereiche den Umweltfortschritt teilweise wieder auf. Der Marktanteil von Bio-Lebensmitteln wächst, wenn auch auf niedrigem Niveau. 2015 betrug er 4,7 Prozent. Einzelne, vergleichsweise nachhaltige Waren dominieren ihren Markt sogar. Beispielsweise tragen mittlerweile über 60 Prozent der Fischprodukte das MSC-Label für schonenden Fang.

Trotzdem ist der CO2-Ausstoß infolge der Ernährung pro Kopf von 1,1 2003 auf 1,2 Tonnen 2014 gestiegen. Hier schlägt sich beispielsweise der hohe, teils wachsende Fleischkonsum der Bundesbürger*innen nieder.