american pie
: Sie sollen nur spielen

LaVar Ball plant die NBA-Karrieren seiner Söhne. Lonzo (20) ist dort bereits Profi. Über Litauen sollen ihm LiAngelo (19) und LaMelo (16) folgen

Am Sonntag ging die Ball-Familie wieder ihrem Kerngeschäft nach: prominent sein und damit Geld verdienen. Vor einem Pop-up-Store im Greenwich Village ordnete die New York Police eine lange Schlange. Gekommen waren vor allem Teenager. Drinnen verzierten LaVar Ball und seine drei Söhne Lonzo, LiAngelo und LaMelo die Produkte der familieneigenen „Big Baller Brand“ mit ihren Unterschriften. T-Shirts wurden verkauft, Mützen, auch einige überteuerte Turnschuhe. Ein Kamerateam dokumentierte das historische Ereignis für die familieneigene Reality-Show „Ball In The Family“ auf Facebook. Der Rubel rollt.

Angesichts des Trubels, den die Familie Ball verursacht, könnte man leicht vergessen, dass es eigentlich um Basketball geht. Um drei Nachwuchstalente, die die NBA aufmischen sollen. So hat es jedenfalls Vater LaVar geplant: Nacheinander sollten seine drei Sprösslinge sich zuerst in der Mannschaft der renommierten University of California in Los Angeles (UCLA) bewähren, um dann ein paar Kilometer weiter zu den noch renommierteren Los Angeles Lakers umzuziehen. Dann, so prophezeite es LaVar bei jeder Gelegenheit, würde das Brüder-Trio den aktuell schwächelnden Traditionsverein zurück zu alter Glorie führen.

Der erste Teil des LaVar’schen Masterplans immerhin ging auf: Der 20-jährige Lonzo spielt mittlerweile bei den Lakers, wenn auch lange nicht so überragend, wie es Papa angekündigt hatte. Akt Nummer zwei verläuft nun aber nicht nach Plan: Zuerst landete der 19-jährige LiAngelo bei einer Reise seiner UCLA-Mannschaft nach Russland wegen Ladendiebstahl im Knast und wurde von der Universität vorläufig suspendiert. Daraufhin nahm LaVar seinen Sohn beleidigt vom College. Zuvor schon hatte er den 16-jährige LaMelo nach einer Auseinandersetzung mit dem Trainer seiner Highschool-Mannschaft von der Schule abgemeldet. Seine Söhne, verkündete der Vater nun, sollen in Europa gemeinsam Profi-Erfahrung sammeln, bis sie alt genug für die NBA wären.

Am Dienstag twitterte LaVar nun Fotos von etwas, das wohl eine Vertragsunterzeichnung sein soll. Im nächsten Tweet verkündete er, LaMelo würde zum jüngsten Amerikaner, der jemals in Übersee professionellen Basketball spielen würde. Allerdings: Vor lauter Rekorde vergaß der rührige Daddy den Namen des Klubs zu erwähnen. Kein Wunder: Handelt es sich doch um den BC Vytautas. Der Verein aus dem litauischen 11.000-Einwohner-Städtchen Prienai dürfte selbst europäischen Basketballenthusiasten kein Begriff sein.

Der beste Spieler ist der Sohn des Trainers, dessen anderer Sohn hat den Verein kürzlich verlassen, um in der vierten französischen Liga anzuheuern. So gesehen werden die Ball-Brüder im Süden von Litauen, wo sie im Januar ihren neuen, eher schlecht bezahlten Job antreten sollen, ein gewohntes, von familiäre Strukturen geprägtes Umfeld vorfinden. DiAngelo Ball ist denn auch begeistert vom Umzug: „Ich vertraue meinem Vater.“

Fraglich allerdings, ob Prienai die Voraussetzungen bietet, um eine NBA-Karriere zu lancieren. Das Training findet wegen finanzieller Probleme nur gelegentlich statt, und Chefcoach Virginijus Šeškus spricht dem Vernehmen nach kein Englisch. Außerdem wird die litauische Liga, in der Vytautas schlecht dasteht, als zu stark eingeschätzt für die jugendlichen Neuverpflichtungen. Deswegen ist geplant, dass LaMelo und DiAngelo vor allem in der schwächeren BBL, der Baltic Basketball League, zum Einsatz kommen. „Die beiden sollen spielen, darum geht es“, sagte der Vater und Manager, der sich gern als großmäuliger Strippenzieher in der Tradition eines Don King inszeniert. „Ob in Kuba oder Timbuktu – ganz egal.“ Oder, um Andi Möller, leicht abgewandelt, zu zitieren: Karibik oder Afrika – Hauptsache Europa! Thomas Winkler