Video zeigt rabiate Polizisten

Von der Demo gegen die G20-Razzien in Göttingen kursiert ein Video. Selbst Polizeipräsident spricht von „hartem“ Einsatz

Von Reimar Paul

Ein zweieinhalbminütiges Video, aufgenommen am vergangenen Samstag bei einer Demonstration in Göttingen gegen die G20-Razzien, sorgt für Turbulenzen: Ein Demo-Ordner wird von Polizisten zu Boden geschlagen, ein Polizist fixiert den jungen Mann mit den Knien, dann schleifen Beamte ihn weg.

Der 27-jährige Marian R. wirkt apathisch. Seine Mutter wird nicht zu ihm durchgelassen. „Er war nicht ansprechbar und nicht in der Lage, selbständig zu gehen“, schildert die Initiative „Bürger beobachten die Polizei“ später ihre Eindrücke. Die Polizei hatte das am Samstagabend noch bestritten: Entgegen „aufgekommener Gerüchte befand sich der Tatverdächtige weder während seiner Festnahme noch anschließend in bewusstlosem Zustand“, hieß es in einer Pressemitteilung. Die hinzugezogene Rettungswagenbesatzung habe keine Hinweise auf Verletzungen oder die zuvor beschriebene Bewusstlosigkeit ergeben. Im Übrigen sei die Demonstration „weitgehend störungsfrei“ verlaufen.

Dies ist nach dem Auftauchen des Videos wohl nicht mehr zu halten. „Das sieht in der ersten Einschätzung ziemlich hart aus“, sagt Göttingens Polizeipräsident Uwe Lührig zum Göttinger Tageblatt. Da sei massiv Gewalt angewendet worden. Allerdings zeige das Video nur einen Ausschnitt der Szene, sagt Lührig auch. Aus Sicht des Göttinger Rechtsanwaltes Sven Adam spricht das Video „für sich“. Es zeige, wie der „27-Jährige mehrfach mit Tonfas und Fäusten geschlagen wird und nach einem direkten Kopftreffer zu Boden geht“.

R. habe als Ordner vor der Demo an den Gesprächen mit der Versammlungsbehörde und der Polizei teilgenommen und während der Demo immer wieder vermittelnd eingegriffen.

Im Auftrag von R. hat Adam nun Strafanzeige wegen gemeinschaftlicher Körperverletzung im Amt erstattet und eine Klage vor dem Verwaltungsgericht erhoben – „gerichtet auf Feststellung der Rechtswidrigkeit dieser enthemmten Gewalt.“