Mitgehört und ausgespäht

Fußballfans wehren sich gegen Überwachung

Von Andrea Scharpen

Die Polizei hat Fußballfans in Hannover ausgespäht. Neun Anhänger von Hannover 96 haben kürzlich Post bekommen, in der die Polizeidirektion sie darüber informiert, dass sie in den Tagen vor und nach dem Derby gegen Eintracht Braunschweig im April 2017 observiert wurden. Zudem haben die Beamten, mit dem Ziel ein Aufeinandertreffen der Fans der rivalisierenden Vereine zu verhindern, private Telefone abgehört. Der Anwalt der Fußballfans hat nun Beschwerde beim Amtsgericht und bei der Polizeidirektion Hannover eingereicht, die die Überwachung angeordnet haben.

Die Fanhilfe Hannover kritisiert den Einsatz als „massiven Eingriff in die Grundrechte“. Die Polizei hätte mit milderen Mitteln versuchen müssen, angeblich geplante Straftaten zu verhindern, sagt Christiana Rose von der Fanhilfe. „Es ist ein Schock, wenn man erfährt, dass fremde Menschen bei Privatgesprächen mitgehört haben.“

Damit die Polizei in so einem Fall ein Telefon abhören darf, muss laut niedersächsischem Polizeigesetz eine gegenwärtige Gefahr für Leib, Leben oder Freiheit einer Person vorliegen. Laut Anwalt Andreas Hüttl sei das im vorliegenden Fall zu hinterfragen. Er hat Akteneinsicht beantragt, um zu prüfen, welche Erkenntnisse die Polizei hatte.

Die Beamten in Hannover verteidigen die Überwachungen: „Aufgrund der durch die Maßnahme gewonnenen Erkenntnisse konnten im Vorfeld des Derbys mehrere Körperverletzungsdelikte verhindert werden“, sagt Polizeisprecher Andre Puiu. Das Amtsgericht habe bestätigt, dass die Überwachung verhältnismäßig sei.