Angst vor dem Gedenken

Ini erinnert an die Opfer der Brechmittelfolter

Von Benno Schirrmeister

Am heutigen Samstag ist wieder Gedenkkundgebung für Laya-Alama Condé am Bremer Sielwall-Eck. Im Theaterfoyer erneuert die Initiative durch ein „mobiles Mahnmal“ die Forderung nach einem dauerhaften. Und die SPD, das steht fest, wird entschlossen dran vorbeischauen: Auch wenn im Rathaus marmorne Vollblutantisemiten und SA-Männer-Büsten stehen, ein Denkmal für jemanden, der mit Drogen gedealt hat, das geht nicht. Da ist sie heikel.

Wäre sie schlau, schlösse sich die Partei der vom Stadtteilparlament unterstützten Mahnmal-Forderung an. Dann würde zum Gedenken an die Opfer der Brechmittel-Folter eine Stele aufgestellt. Und gut wäre: Die nervenden Todestags-Demos würden aufhören oder sich verläppern. Wenn erst ein Denkmal steht, ist die Sache Vergangenheit.

So aber schwelt die Wunde weiter. Condé stirbt am 7. Januar 2005 – an den Folgen der Folter im Gewahrsam. Die Polizei greift den 34-Jährigen kurz nach Weihnachten am Sielwall-Eck auf und kutschiert ihn ins Präsidium: Verdacht auf Drogenhandel. Zur Beweissicherung verabreicht ein willfähriger Arzt dem 34-Jährigen auf Befehl und unter Mitwirkung der Schutzleute mittels eines durch die Nase eingeführten 70-Zentimeter-Schlauchs literweise Wasser und das Brechmittel Ipecacuanha. Nach anderthalb Stunden fällt Condé ins Koma, aus dem er bis zum Tode nicht erwacht.

Er war kein Einzelfall. Er hatte bloß, ähnlich wie 2004 der Hamburger Achidi John, das Pech, an der Folter auch zu sterben, der allein in Bremen von 1992 bis 2005 mehr als 1.200 Menschen zum Opfer gefallen sind – zum Großteil schwarze Menschen.