Der HSV steht vor der Wahl

Beim Hamburger Sportverein läuft es derzeit gar nicht gut. Ein neues Präsidium könnte die Situation verbessern – aber schon die Kandidatur des Ex-Vorstandschefs Hoffmann sorgt für Ärger

Von Daniel Jovanov

Den 18. Februar 2018 sollten sich Fans des Hamburger Sportvereins rot im Kalender anstreichen: Die Mitglieder des HSV wählen ein neues Präsidium. Antreten wird neben dem bisherigen Amtsträger Jens Meier wohl auch der Ex-Vorstandschef Bernd Hoffmann, unter dessen Regie die Rothosen zwischen 2003 und 2011 regelmäßiger Teilnehmer der europäischen Klubwettbewerbe waren und zwei Mal in Folge knapp im Halbfinale scheiterten.

Doch die offiziell noch nicht bestätigte Kandidatur Hoffmanns sorgt innerhalb des HSV für Aufregung. Aus dem Beirat, der Kandidaten prüfen soll und sie gegebenenfalls ablehnen kann, gibt es Vorbehalte. Hoffmann strebe lediglich eine Rückkehr in die inzwischen ausgegliederte HSV Fußball AG an, der Breiten- und Amateursport des HSV e. V. interessiere ihn nicht wirklich, wird getuschelt. Eine Präsidentschaft diene lediglich dem Zweck, über den Aufsichtsrat, dem er dann angehören würde, Einfluss auf die Profiabteilung auszuüben.

Seit 2012 hat der HSV operative Verluste in Höhe von 48,7 Millionen Euro erwirtschaftet, die Verbindlichkeiten auf 105 Millionen erhöht und steht Jahr für Jahr an der Schwelle zur zweiten Bundesliga. Hoffmanns Kontrahent Meier hat diese Entwicklung nicht stoppen können. Dazu kommt: Weil er Geschäftsführer der Hamburger Hafenbehörde HPA ist, hat er wenig Zeit und steht politisch unter Druck.

Seine letzte große Aufgabe als Vereinspräsident konnte Meier nur mit Mühe bewältigen. Die Zusammenstellung des neuen Aufsichtsrates sorgte für eine heftige Reaktion von Investor Klaus-Michael Kühne, der drohte, die finanzielle Unterstützung einzustellen. Zwei Kandidaten sprangen deshalb ab, die für den 18. Dezember geplante Wahl des Aufsichtsrates musste ins nächste Quartal verschoben werden.

Das zeigt, dass beim HSV nicht der Mehrheits-, sondern der Minderheitsaktionär die gewichtigste Stimme hat. Und obwohl sich der Vorstandsvorsitzende Heribert Bruchhagen, der kürzlich überraschend seinen Vertrag bis Sommer 2019 verlängerte, vehement dagegen wehrt, dass der HSV längst seine Selbstbestimmung verloren hat, ist er ohne einen starken Aufsichtsrat im Rücken machtlos.

Seine eigene Bilanz sieht daher ebenfalls schlecht aus. Verändert hat sich seit Bruchhagens Übernahme vor einem Jahr nur, dass 15 Punkte und Platz 17 nach der Hinrunde das Umfeld nicht mehr in Panik versetzen. Gebracht hat die Ruhe dem HSV jedoch nichts. Im Gegenteil: Unter den zahlreichen Anhängern macht sich Resignation breit. Jahrelanger Abstiegskampf ist zermürbend.

Ein neuer Impuls von außen käme deshalb gerade recht. Allein Hoffmanns Anwesenheit würde der sonst so farblosen Mitgliederversammlung, im Durchschnitt von 300 Leuten besucht, die meisten älter als 60 Jahre, neue Dramatik verleihen. Die letzte Kampfabstimmung vor über drei Jahren zog mehr als 9.000 Mitglieder an. So viele werden es diesmal nicht. Aber immerhin haben sie nach langer Zeit wieder eine Wahl. Ein „weiter so“ wird es mit Hoffmann nicht geben.