das portrait
: Robert und Rebekah Mercer, Financiers der anti­liberalen Revolution

Foto: Patrick McMullan/Getty Images

Wenn die Recherche der Washington Post stimmt, dann planten der Milliardär Robert Mercer und seine Tochter Rebekah – die mittlere von drei Töchtern der Mercer-Familie – schon seit 2011 eine Anti-Establishment-Revolution in Washington. Ihr Partner dabei: Steve Bannon. Hatten die Mercers in den republikanischen Vorwahlen 2016 zunächst Ted Cruz unterstützt, so waren sie später zu Donald Trump umgeschwenkt. Und als dessen Wahlkampf im Sommer ins Straucheln kam, investierten sie ein paar Millionen Dollar – und machten Bannon zum neuen Wahlkampfchef und späteren Chefstrategen des gewählten US-Präsidenten Donald Trump.

Bannon flog ein paar Monate später wieder aus dem Weißen Haus und ging zurück zum rechten Internetmedium Breitbart News. Das hatten, noch zu Lebzeiten von Gründer Andrew Breitbart, ebenfalls die Mercers mit zunächst zehn Millionen Dollar finanziert und groß gemacht. Als Breitbart starb, übernahm Bannon die Leitung – und Rebekah Mercer endlich ein einflussreiches Medium. Der konservative Publizist Christopher Ruddy nannte sie „die First Lady der Alt-Right-Bewegung.“

Jetzt, als Bannons beleidigende Zitate gegen die Trump-Familie durch das Buch „Fire and Fury“ des Autors Michael Wolff bekannt wurden, mussten die Mercers sich entscheiden – und stellten sich auf die Seite Trumps und gegen Bannon. Dass der dann am Montag seinen Rückzug aus der Leitung von Breitbart bekanntgab und damit ins politische Nichts fiel, ist da nur folgerichtig.

Die Mercers, die 2016 insgesamt über 30 Millionen US-Dollar in den republikanischen Wahlkampf investierten, beschreibt Autor Michael Wolff so: „Sie gaben viel Geld aus – wenngleich auch nur einen winzigen Bruchteil von Bob Mercers vielen Milliarden –, um eine radikale, marktliberale, staatsabbauende, öffentliche Schulen verachtende, antiliberale, für den Gold-Standard eintretende, Pro-Todesstrafen-, antiislamische, prochristliche, monetaristische, Anti-Bürgerrechte-Bewegung in den USA aufzubauen.“

Robert Mercer, 71, hatte viele Jahre lang als IT-Ingenieur bei IBM gearbeitet – reich aber wurde er erst durch seinen Eintritt in den Hedgefonds Renaissance Technologies. Seine Tochter Rebekah, 44, trat nach ihrem Studium ebenfalls bei Renaissance Technologies ein. Öffentliche Schulen hält sie für sozialistisches Teufelswerk, ihre vier Kinder unterrichtet sie selbst – und zwar zu Hause in ihrem 28-Millionen-Dollar-Apartment an der Upper West Side. Heute leitet sie die Familienstiftung, die sich inzwischen fast vollständig der politischen Einflussnahme widmet.

Tochter und Vater meiden die Öffentlichkeit. Sie wirken im Hintergrund und setzen ihr Geld ein. Sie sind reicher als Trump, was dieser hasst – doch er braucht das Geld. Laut Michael Wolff vermied Trump stets, mit Rebekah im gleichen Raum zu sein. Mit Anti-Establishment hat all das nichts zu tun. Es ist ein anderes Establishment. Bernd Pickert