Präsidentin verlässt Jacobs University: Ohne Windt droht Sturm

Während die Präsidentin der Jacobs University anderswo Karriere macht, kämpft die Privathochschule weiter um ihre Sanierung. Dafür könnte es weitere Staatsgelder geben.

Drei junge Leute rudern auf Ruderbänken in einem Fitnessstudio.

Rudern ohne Präsidentin: JUB-Studierende beim Sport Foto: dpa

BREMEN taz | Es ist ein Abgang „zur Unzeit“ – das sagt nicht nur der Bremer Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel. Denn Katja Windt hat seit gestern einen neuen Job. Am Freitag war sie noch die Präsidentin der Jacobs University in Bremen-Nord (JUB), montags fing sie als Managerin bei einem Maschinenbauer an, der drei Milliarden Euro umsetzt und 13.500 Menschen beschäftigt. Sie macht also Karriere bei einem führenden Unternehmen der Metallindustrie – und besser bezahlt als bisher wird sie sicher auch. Und die JUB? „2018 entscheidet sich ihr Schicksal“, sagt Hickel. Der halbstaatlichen Hochschule fehlen noch immer mehrere Millionen Euro im Jahr.

Manches deutet derzeit darauf hin, dass die JUB nochmal mit öffentlichem Geld gerettet werden wird. Das Problem: Im rot-grünen Koalitionsvertrag steht: „Die JUB muss ab 2018 ohne Finanzmittel des Landes auskommen.“ Also ohne jene die drei Millionen Euro, die sie seit 2013 alljährlich aus Steuermitteln bekommen hat. Hinzu kommt, dass die Jacobs-Stiftung weniger Geld geben wird als bisher: 100 Millionen Schweizer Franken, verteilt auf zehn Jahre, das sind 8,5 Millionen Euro im Jahr. 2016 waren es noch 14 Millionen Euro, 2015 sogar 21, so der Geschäftsbericht.

„Das Feld ist bestellt“, verkündete Katja Windt zum Abschied im Weser-Kurier. „Wir haben den Change Ende 2017 erfolgreich beendet“, sagte sie Radio Bremen.

„Sie hat viel erreicht“. Das erkennt sogar Klaus-Rainer Rupp von der Linkspartei an, einer der schärfsten Kritiker der JUB. Innerhalb von vier Jahren verbesserte sich das Ergebnis um 16,6 Millionen Euro, und das bei einem Haushalt von 50 Millionen Euro. Die Zahl der Studierenden erreichte im Herbst mit 1399 „ein neues Allzeithoch“, so die JUB. 2016 warb jeder Professor dort 200.000 Euro an Drittmitteln ein, fast 60.000 Euro mehr als zwei Jahre zuvor.

400 Mitarbeiter*innen und 1.244 Studierende aus 111 Ländern hatte die Jacobs University laut Geschäftsbericht 2016. 70 Professor*innen lehrten damals dort, 2014 waren es noch 93.

Die Erträge aus Spenden und Zuwendungen betrugen 2016 insgesamt 18 Millionen Euro, 2015 waren es fast 25 Millionen Euro.

Die Personalkosten lagen 2016 bei 22,6 Millionen Euro.

96 Prozent der Student*innen schaffen nach drei Jahren den Bachelor. (taz)

Trotzdem erwirtschaftete die JUB auch 2016 noch ein Minus von 1,7 Millionen Euro. Die Bilanz für das laufende Jahr wird erst im Sommer vorliegen. „Wir sind im Plan, ab 2019 ein positives Jahresergebnis zu erzielen“, sagt der JUB-Sprecher.

Die Privat-Universität ist „aus eigener Kraft nicht finanzierbar“, sagte Hickel schon vergangenes Jahr, ohne ihre staatliche Hilfen sei die Hochschule „unterfinanziert“, sagte er heute. Ähnlich argumentiert Rupp.

Selbst der Wirtschaftspolitiker der Grünen-Fraktion, Robert Bücking, sagte auf Nachfrage der taz: „Es muss Kohle bereit gestellt werden.“ Jetzt an den Buchstaben des Koalitionsvertrages festzuhalten, sei angesichts des drohenden Schadens „abwegig“. Dabei geht es nicht nur um allerlei vertragliche Pflichten oder einen Kredit über 50 Millionen Euro, für den Bremen bürgt, sondern auch um Mittel des Länderfinanzausgleichs: 2001 bis 2013 kamen da 62,5 Millionen Euro zusammen.

Das Ziel, die JUB bis Ende des Jahres „auf eigene Füße zu stellen, ist nicht zu erreichen“, sagt Bücking. „Wir reden nicht über ein Fass ohne Boden“, sagte SPD-Wirtschaftspolitiker Arno Gottschalk bei einer Parlamentsdebatte im vergangenen Jahr über die JUB: nach 16 Jahren habe sich die Investition bis „auf einen Restbetrag von 20 Millionen Euro amortisiert“. Wenn Bremen weiter drei Millionen Euro im Jahr zahle, „wären wir in den nächsten drei, vier Jahren im Plus“, rechnete Gottschalk vor.

Im Wirtschaftsressort – am Montag für die taz nicht zu erreichen – wollte man das zuletzt jedenfalls nicht ausschließen.

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