Lehrstunde vom Gegner

Der VfL Wolfsburg kann derzeit keine Spiele gewinnen, und manchmal, wie gegen Eintracht Frankfurt, gehen sie auch verloren. Der Abstieg aus der Fußball-Bundesliga schient wieder mal möglich

Aus Wolfsburg Peter Unfried

Wenn die Frage lautet, was in Wolfsburg grundsätzlich besser geworden ist mit Trainer Martin Schmidt, dann kann man trotz der Heimniederlage vom Wochenende sagen: Der VfL ist schwer zu schlagen. Aber das trifft halt auf viele Klubs zu. Beim 1:3 gegen Eintracht Frankfurt waren die Wölfe allerdings spektakulär chancenlos, mal abgesehen von einer Phase von etwa 60 Sekunden zwischen dem Anschlusstreffer von Maximilian Arnold (66.) und dem Platzverweis von Landry Dimata (67.) „Frankfurt war fußballerisch und taktisch besser“, sagte VfL-Torhüter Koen Casteels.

Dem ist nicht zu widersprechen, es ist allenfalls auszuführen. Nico Kovaćs Eintracht ist eine ordentlich strukturierte und eingespielte Defensivmaschine, die mit ihren schnellen Umschaltspielern mit wenigen Kontakten am liebsten den direkten Weg zu Keilstürmer Sebastien Haller sucht.

Wie der Franzose gegen den VfL-Innenverteidiger Marcel Tisserand aus der Drehung das 1:0 erzielte (18.), das war schon sehr gut. Es war sein achtes Saisontor. Zudem gab er den Assist zum entscheidenden 3:1 des eingewechselten Luka Jović(85).

Im Grunde zeigte die Eintracht dem VfL, wie diese Art Fußball geht, die auch Schmidt favorisiert. Bei Wolfsburg dagegen gab es erneut weder schnelles Umschalten mit Vertikalbällen noch sonst einen Plan, um in Räume zu kommen, die dem Gegner wehtun. Ohne den verletzten Daniel Didavi hatte Schmidt es mit Dimata als zweitem Angreifer neben Divock Origi probiert. Das aber marginalisierte Yunus Malli, wodurch sich gar keine Kreativkraft mehr entfaltete. Der einzige Wolfsburger Treffer war nicht herausgespielt, sondern ein spektakulärer Freistoß von Arnold in den Torwinkel.

Es war ein Tor, nach dem einem zwei Tage die Nackenhaare steif stehen. Wenn es etwas wert ist. Aber so? „Ob ich da einen Freistoß schieße oder nicht, ich bin enttäuscht, dass wir verloren haben“, sagte Arnold. Der Mittelfeldspieler wird schon einige Zeit als sogenannter „Führungspieler“ ausgerufen, weshalb er auch nicht mehr „Maxi“ gerufen werden soll. Ein richtiger Max ist er derzeit aber auch nicht.

Dennoch ist der reflexhafte Ruf nach richtigen „Männern“, die vorangehen, nicht auf der Höhe des Spiels. In einem flach hierarchischen Renn- und Kampffußball entsteht die Dynamik und damit der im Stadion spürbare Wille aus den sich in der Struktur vereinigenden Anstrengungen aller.

Wenn „drei, vier nicht in Normalform“ sind, wie Schmidt bekrittelte, wird es schwierig. Aber der VfL-Struktur fehlt auch Variabilität. Ein 0:0 geht immer, aber ein Spiel zu gewinnen und damit drei Punkte, dazu ist dieser VfL Wolfsburg derzeit kaum in der Lage, weder zu Hause noch auswärts. Das ist das Problem.

So ist es auch müßig, nun darüber zu schwadronieren, ob das Team nicht eigentlich „zu gut“ sei für einen Abstieg. Das Gegenteil haben die Wolfsburger ja im Vorjahr bereits bewiesen, als sie hauptsächlich dank des in diesem Winter leicht aktionistisch weggelobten Mario Gomez und der Schwäche anderer der 2. Liga entgangen waren.