Rainer Schäfer Radikale Weine
: Er mag die Langstrecke

Foto: privat

Hans Kilger ist zufällig zum Winzer geworden. Der Geschäftsmann aus München träumte davon, in einem kleinen Häuschen auf einem Weinberg vom geschäftigen Alltag abzuschalten. Ein solches fand er in der westlichen Steiermark. Mieten konnte er es, weil er mit einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft ein paar Jahre gut verdient hatte. Sein Vermieter war Christian Reiterer, ein über die Region hinaus bekannter Winzer.

Er habe sich sofort in die Gegend und die Weinberge verliebt, erzählt Kilger. Und obwohl er keine Ahnung gehabt habe, wie man Wein erzeugt, fühlte er sich nun irgendwie dazu berufen: „Ich konnte mich nicht dagegen wehren.“

Kilger, Jahrgang 1963, kam mit seinem Vermieter ins Gespräch, man verstand sich gut und beschloss gemeinsam einen ersten Wein zu keltern. Seine Weinbegeisterung wuchs, 2015 erwarb er einen ersten Weinberg mit drei Hekt­ar Fläche.

Inzwischen hat der Zufallswinzer in Wies sein eigenes Weingut aufgebaut, die Domaines Kilger. 45 Hektar hat sein Anbaugebiet in der Steiermark und im Burgenland. Dort erzeugt er gemeinsam mit dem Winzer Uwe Schiefer Rotweine wie die Sorte Blaufränkisch. Er pendelt heute zwischen München und seinen Reben.

Kilger sagt, er sei mit vollem Engagement und ganzem Herzen dabei. Das spiegelt sich in der Qualität seiner Weine. Er arbeitet antizyklisch, lässt den Weinen ihre Zeit, im Fass zu reifen. Es sind Langstreckenläufer, die man „nicht hastig trinken sollte“, die sich über Jahre hinweg entwickeln können.

Sauvignon Blanc Ried, Kranachberg 2015, 33 Euro, Bezug über www.domaines-kilger.com

Die Reben für seinen Sauvignon Blanc vom Kranachberg stehen in einer schotterigen Steillage auf 500 Meter, wo sie ausreichend Sonne, aber auch kühle Winde abbekommen – das verleiht dem Wein Struktur und Reife, aber auch Frische und Tiefe.

Kilgers erster Sauvignon Blanc aus dem Jahr 2015 landete bei einer Verkostung von über 250 Weinen aus mehreren Ländern auf Anhieb auf dem zweiten Platz. Er riecht charmant nach Holunder und Stachelbeere, am Gaumen zeigt er sich dicht und komplex mit Raffinesse und perfekter Balance. Im Wein, sagt Hans Kilger heute, habe er seine wahre Bestimmung gefunden.