Es fehlt an Strategien

Die Bremer Armutskonferenz ist zu dem Ergebnis gekommen: Bremen braucht ein „Gesundheits-Bündnis“ und eine ressortübergreifende kommunale Gesundheitspolitik vor allem für die benachteiligten Quartiere

Ein „Bündnis für ein gesundes Leben“ forderten die TeilnehmerInnen der Bremer Armutskonferenz, die unter dem Titel „Armut macht krank – Krankheit macht arm“ am Dienstag im Bürgerzentrum Neue Vahr stattfand. Unterschiedlichste Akteure wie Gesundheitsnetzwerke, Selbsthilfegruppen, Kostenträger, Verwaltung und Politik müssten daran beteiligt werden.

„Die Initiative dazu müsste aus dem Rathaus kommen“, sagte Wolfgang Luz vom Paritätischen Wohlfahrtsverband und Sprecher des Initiativkreises Armutskonferenz.

Experten wie Thomas Lampert vom Robert-Koch-Institut und die Gesundheitswissenschaftlerin Gesine Bär, beide aus Berlin, betonten die Bedeutung einer kommunalen Gesundheitspolitik. Sie müsse zwischen unterschiedlichen Akteuren koordiniert werden und Politikfelder von der Bildungs- über die Wohnungsbau- bis zur Umweltpolitik verknüpfen. Einen zentralen Aspekt bei der Gestaltung gesundheitsförderlicher Lebens­welten nehme die Arbeit in den Wohnquartieren ein.

So eigneten sich Kindertagesstätten und Grundschulen als Impulsgeber und Ausgangspunkte für eine kommunale Strategie besonders. Doch gerade für Einrichtungen mit einer Vielzahl von Kindern mit erhöhten Gesundheitsrisiken fehlten eine abgestimmte Strategie und erforderliche Ressourcen. Konkret schlug die Konferenz unter anderem vor, in den Wohnquartieren Familienunterstützer mit Lotsenfunktion einzusetzen und lokale Gesundheitszentren aufzubauen. „Auf dem Weg zur gesunden Stadt ist eine quartiersnahe Infrastruktur mit Wegbegleitern unter Einbeziehung der Betroffenen zentral“, sagte Bär.

Zuvor hatte Lampert die Bedeutung einer bereits früh ansetzenden Prävention und Gesundheitsförderung betont. Sie müsse Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen erreichen. Es gebe in Deutschland einen gravierenden Unterschied in der Lebenserwartung zwischen Menschen mit niedrigem und hohem Einkommen, führte Lampert aus. „Männer mit niedrigem Einkommen sterben statistisch gesehen im Durchschnitt mehr als zehn Jahre früher, Frauen mehr als acht Jahre.“

In Bremen werden Männer in Gröpelingen 73,2 Jahre alt, in Schwachhausen werden sie 81. Dabei, so Lampert, seien Arme im Verlauf ihres Lebens auch noch häufiger krank: „Wir registrieren ein erhöhtes Krankheitsrisiko bei niedrigem Sozialstatus.“

Organisiert wurde das Treffen vom Initiativkreis „Bremer Armuts- und Chancen­konferenz“ bestehend aus Wohlfahrtsverbänden, Arbeitnehmerkammer, Kirchen, Gewerkschaften, Ärztekammer und Initiativen und Einrichtungen. (epd/taz)